„Ich brauche deine Hilfe!“ – Wie uns Katzen zeigen, dass es ihnen schlecht geht

Wir sind jeden Tag mit unseren Katzen zusammen und sollten sie eigentlich in- und auswendig kennen. Krankheiten entstehen jedoch oft schleichend und können uns darum im täglichen Umgang mit unseren Samtpfoten lange verborgen bleiben.

Kaum ein Tier ist besser im Verstecken von Schmerzen als Katzen. Anders als Hundehalter, deren Tiere es meist deutlich zeigen, wenn ihnen etwas fehlt, sollten Katzenhalter viel stärker auf subtile Zeichen ihres Haustieres achten.

Wie für den Menschen gilt für Katzen: Wird eine Erkrankung frühzeitig erkannt, ist sie in vielen Fällen auch besser behandelbar. 13 Zeichen, die dir einen Hinweis darauf geben können, dass eine Katze deine Hilfe braucht:

1. Aggressivität ohne erkennbaren Anlass

Wie wir eben schon festgestellt haben, lassen Katzen es sich kaum anmerken, wenn sie Schmerzen haben. Ein häufiger Moment, in dem Halter Schmerzen bei ihrem Haustier erstmalig feststellen, ist, wenn das Tier gerade entspannt auf ihrem Schoß sitzt und sich streicheln lässt.

Beißt, faucht, oder kratzt eine Katze plötzlich beim Streicheln, so wurde sie möglicherweise gerade an einer Körperstelle berührt, die ihr Schmerzen bereitet. Die Katze ahnt selbstverständlich nicht, dass es sich in Wahrheit um ein Versehen handelt und verhält sich nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!

2. Knubbeln oder Beulen unter der Haut

Beim Streicheln können Halter auch gut eigentümliche Erhebungen unter der Haut ertasten, die bei Katzen häufiger vorkommen. Oft handelt es sich um harmlose Ansammlungen von Fett, so genannte Lipome, die manchmal nach einer Weile von selbst wieder verschwinden.

Hält sich ein Knubbel jedoch längere Zeit, oder zeigt das Tier beim Berühren gar Schmerzen, ist eine Kontrolle durch den Tierarzt ein Muss. Es gilt: Ohne eine eingehende Untersuchung ist es nicht möglich zu beurteilen, ob es sich um eine harmlose Beule, oder doch um einen bösartigen Tumor handelt.

3. Häufiges Erbrechen

In der Zeit des Fellwechsels können Katzen häufiger erbrechen als zu anderen Zeiten. Handelt es sich bei dem Erbrochenen überwiegend um Haarbüschel, ist vermutlich alles in Ordnung.

Anders sieht es aus, wenn die Katze auch unabhängig vom Fellwechsel häufig erbricht und deutlich Galle, Magensäure und Futterreste erkennbar sind. Ständiges Erbrechen ist ein ernstzunehmender Hinweis darauf, dass ein gesundheitliches Problem bei dem Tier vorliegt.

Magenschleimhautentzündungen können bei sensiblen Katzen immer wieder vorkommen und ihre Ursachen vielfältig sein. Weil die Gefahr einer Chronifizierung besteht, sollte den Ursachen beim Tierarzt des Vertrauens auf den Grund gegangen werden. Eine Futtermittelallergie kann eine mögliche Ursache für das Problem sein, welches sich durch eine Futterumstellung meist gut in den Griff bekommen lässt.

4. Starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit

Zu viel, zu wenig, oder gerade richtig? Abhängig von ihrer Körpergröße kann das Idealgewicht einer Katze verschieden sein. Die meisten Stubentiger bringen 2,5 bis 5 Kilogramm auf die Waage, was als Normalgewicht angesehen wird.

Aufmerksam werden sollten Halter jedoch bei plötzlichen Gewichtsveränderungen – sie sind nahezu immer ein Zeichen dafür, dass mit dem Tier etwas nicht stimmt. Für Katzenhalter empfiehlt es sich daher, ihr Haustier von Zeit zu Zeit auf die Waage zu stellen um zu prüfen, ob es auffällige Gewichtsveränderungen gibt.

Schon kleinere Gewichtsverluste ab etwa 300 Gramm sind verdächtig. Nimmt eine Katze in kurzer Zeit 500 Gramm oder sogar mehr ab, könnte etwa eine unerkannte Diabetes ursächlich sein. Die Erkrankung ist chronisch, lässt sich jedoch bei frühzeitiger Diagnose, einer Ernährungsumstellung und – in wenigen Fällen – mit den passenden Medikamenten gut behandeln.

5. Die Katze pinkelt überall hin

Ein Grund zur Sorge besteht auch, wenn Katzen ihr kleines Geschäft regelmäßig außerhalb der Katzentoilette vollrichten. Katzen sind bekanntlich sehr reinlich und so ist es nicht nur für uns als Halter eine unschöne Angelegenheit, sondern auch das betroffene Tier leidet unter seinem Verhalten.

Katzen nutzen das Urinieren außerhalb des Katzenklos als Möglichkeit ihren Haltern zu zeigen, dass etwas mit ihnen nicht in Ordnung ist. Wenn die Katze sich anstrengt beim urinieren und herzerweichend miaut, ist liegt möglicherweise eine Infektion der Harnwege vor. Bitte kontaktiere in diesem Fall umgehend deinen Tierarzt!

Kann der Tierarzt keine körperliche Erkrankung diagnostizieren, sollten die Ursachen im seelischen Bereich gesucht werden. Wie man hierbei gezielt nach möglichen Ursachen fahndet, haben wir in dem folgenden Artikel genau erläutert:


Weiterlesen: Wenn die Katzenseele leidet: Hilfe, meine Katze pinkelt überall hin! Wie ein Tierpsychologe vorgehen würde


6. Die Katze frisst weniger als sonst

Wir Katzenhalter können vermutlich ein Lied davon singen: Geht es um ihr Futter, ist wohl kaum ein Haustier pingeliger, als unsere Samtpfoten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine Katze das Fressen erst einmal verweigert, wenn ihr Futternapf einmal nicht mit ihrem gewohnten Lieblingsfutter von uns befüllt wurde.

Hat es keine Futterumstellung gegeben und ist sichergestellt, dass niemand Fremdes das Tier gefüttert hat, so ist mangelnder Appetit bei Katzen eher ungewöhnlich. Selbstverständlich haben auch unsere Sofatiger mal einen schlechten Tag und einfach keinen Hunger, doch länger als 48 Stunden sollte der Hungerstreik lieber nicht andauern: Nach 48 Stunden kann das Fasten gesundheitlich gefährlich werden, da das Risiko einer so genannten Fettleber besteht.

7. Lähmungserscheinungen in den Hinterbeinen

Eine plötzlich auftretende Lähmung in den Hinterbeinen kann bei Katzen auf die Bildung eines Blutgerinnsels hindeuten. Zu diesen Störungen des Blutflusses kommt es häufiger bei der Herzerkrankung HCM (Hypertrophe Kardiomyopathie), für die manche Rassekatzen, wie die beliebte Maine Coon, laut Tierärzten besonders prädestiniert sind.

Achtung: Eine plötzliche Lähmung ist ein Notfall!

Zu der Lähmung im Zusammenhang mit der HCM kommt es, wenn ein Blutgerinnsel auf dem Weg durch den Körper in den Hinterbeinen stecken bleibt. Hierfür gibt es manchmal ein sichtbares Zeichen: Katzen mit derartigen Problemen ziehen ihre Hinterbeine auffällig dicht an ihren Körper. Wer dieses Verhalten bei seinem Tier beobachtet, sollte keine Minute zögern und sofort Kontakt zum Tierarzt aufnehmen!


Weiterlesen: Tierärzte speziell für Katzen: Diese Praxen sind besonders katzenfreundlich (Postleitzahlen-Verzeichnis)


8. Überwältigende Müdigkeit

Dass Katzen gerne und viel schlafen, weiß vermutlich jedes Kind. Bis zu 18 Stunden Schlaf am Tag (mit Unterbrechungen) sind für Katzen durchaus normal. Wenn eine Katze aber plötzlich nur noch schlafen will und sich kaum mehr für irgendetwas begeistern lässt, dann stimmt etwas nicht.

Wichtig zu wissen: Ältere Katzen zeigen im Vergleich zu jüngeren eine geringere Aktivität, doch ausschließlich schlafen sollten Katzen in keinem Alter.

9. Veränderungen im Putzverhalten

Katzen sind sehr reinlich und putzen sich häufig. Putzt eine Katze sich jedoch auffallend hektisch und besonders intensiv, so kann das Verhalten auch eine Strategie sein, Stress zu kompensieren.

Stress kann bei Katzen durch äußere Faktoren, wie Lärm, Ärger mit Artgenossen, oder durch einen Umzug ausgelöst werden. Körperliche Erkrankungen können jedoch ebenfalls Stress erzeugen, vor allem wenn sie mit Schmerzen verbunden sind. Weil die genauen Ursachen des Verhaltens vielfältig sein können, gibt es auf Cat-news.net einen eigenen Artikel zu diesem Thema:


Weiterlesen: Hilfe, meine Katze putzt sich ständig! Die 4 wichtigsten Fakten zum Overgrooming-Effekt


10. Ungewöhnlich starker Haarverlust

Ein weiteres Zeichen für schmerzbedingten Stress ist ein starker Haarverlust bei Katzen. Wohnungskatzen sind den Wechsel der Gezeiten oft nicht mehr gewohnt und so kann es passieren, dass sie das ganze Jahr über haaren.

Wer das Gefühl hat, dass es „immer mehr Haare werden“, sollte aufmerksam werden: Starker Haarverlust kann ausschließlich psychische Ursachen haben, er kann aber beispielsweise auch auf eine Stoffwechselerkrankung hinweisen.

11. Blut im Urin

Bei älteren Katzen ist Blut im Urin häufig ein Zeichen für die Bildung von Harnsteinen. Solche Tiere haben starke Schmerzen beim Wasserlassen, weshalb Harnsteine dringend behandelt werden sollten.

Bei jüngeren Tieren sind häufiger Verletzungen, Erkrankungen der Geschlechtsorgane, Tumore, Autoimmunerkrankungen oder Nierenleiden ursächlich für Blut im Urin. Harnsteine können vorkommen, sind aber eher selten.

12. Unstillbarer Durst

Katzen sind normalerweise dafür bekannt eher wenig zu trinken. Dieses Verhalten liegt ihnen gewissermaßen in den Genen: Die Vorfahren unserer Hauskatzen waren Wüstentiere und noch bis heute trinken Katzen sogar bei Hitze eher wenig.

Wenn eine Katze plötzlich starken Durst zeigt und extrem viel trinkt, kann ein Problem mit den Nieren hierfür ursächlich sein. Erkrankungen der Nieren sind bei Katzen in den letzten Jahren leider auf dem Vormarsch. Experten schätzen, dass mittlerweile jede dritte Hauskatze an einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) leiden könnte.

Als Hauptursache wird eine falsche Ernährung mit einem zu hohen Anteil Trockenfutter in der Ernährung vermutet, welches zusätzlich oft aus Getreide besteht. Halter sollten beim Kauf des Futters darum unbedingt auf einen hohen Fleischgehalt achten und Produkte mit Zusätzen wie Weizen und anderen Getreidearten besser vermeiden.


Weiterlesen: Katzenfutter mit hohem Fleischanteil: 7 Sorten, die mindestens 90 Prozent enthalten


13. Schlechter Atem: Häufig mehr als nur unangenehm

Viele kennen es aus eigener Erfahrung: Zahnschmerzen können extrem weh tun! Ein leichter Mundgeruch ist bei Katzen mehr oder weniger normal. Wer jedoch angewidert den Kopf wegdrehen muss, wenn ihn sein Tier angähnt, sollte skeptisch werden. Starker Mundgeruch ist ein häufiger Vorbote von Zahnproblemen bei Katzen.

Die Zahnerkrankung Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen, kurz FORL, ist eine der schlimmsten Erkrankungen, die eine Katze überhaupt bekommen kann. Bleibt die Krankheit lange unbehandelt, kann der Verlust des kompletten Gebiss drohen. Auch die FORL ist eine Erkrankung, die von Tierärzten bei Katzen seit längerer Zeit häufiger beobachtet wird.


Weiterlesen: Zahnkrankeit FORL: Was die neue Geißel der Katze so gefährlich macht


Fazit

Wer Katzen hält, muss seine Tiere im Hinblick auf mögliche Erkrankungen besser im Auge behalten als Hundehalter, denn kleine und unscheinbare Veränderungen geben wichtige Hinweise auf mögliche gesundheitliche Probleme. Wer die Anzeichen kennt und sein Tier frühzeitig behandeln lässt, ermöglicht seiner Samtpfote ein langes und gesundes Katzenleben.

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