Stalking und Mobbing gibt es auch bei Katzen! Was eine Tierpsychologin empfiehlt

Stalking und Mobbing bei Katzen: Woraus Halter achten sollten

Hinterlistiges Verhalten trauen viele nur uns Menschen zu, doch Stalking und Mobbing gibt es auch bei Haustieren. Die Folgen sind nicht minder dramatisch, doch gerade bei Katzen ist das Verhalten nicht immer leicht zu erkennen.

Stalking und Mobbing bei Katzen? Ja, das gibt es und manche Katzen neigen dazu, durch diese Verhaltensweisen ihren Artgenossen sprichwörtlich das Leben schwer zu machen! Mobbing bei Katzen kann zum Beispiel bedeuten, der anderen Katze nachzustellen, sie permanent zu beobachten, oder sie immer wieder ohne konkreten Anlass zu ohrfeigen.

Leben mehr als zwei Katzen zusammen in einem Haushalt kann es mitunter sogar passieren, dass sich mehrere Tiere gegen eines verschwören. Es ist wichtig, den Ursachen für das negative Sozialverhalten auf den Grund zu gehen, sagt unsere Interviewpartnerin.

Auf dieser Seite:

Stalking und Mobbing: Was zu dem Verhalten bei Katzen führt

Mobbing bei Katzen: Ist das noch Spiel, oder schon Ernst?

Katze greift andere Katzen an: Wann man dazwischen gehen sollte

Verfeindete Katzen: Welche Lösungen es gibt und wann eine Trennung ratsam ist

Fazit

Die Katzenpsychologin Petra Hermann hat vermutlich schon fast alles an kätzischen Verhaltensweisen gesehen, was diese Welt zu bieten hat!

Im Interview mit unserer Autorin Felicitas erklärt sie, wie man schädliche Verhaltensweisen unter Samtpfoten erkennt. Sie zeigt außerdem was getan werden sollte, damit im verfeindeten Katzenhaushalt endlich wieder Frieden einziehen kann.

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Tierpsychologin Petra Heermann beantwortet im Interview mit Cat-News.net Fragen zum Katzenverhalten

Stalking und Mobbing: Was genau führt bei Katzen zu diesem Verhalten?

Felicitas: Mobbing unter Menschen wird oft als eine Form von Machtmissbrauch gedeutet. Anlässe kann es für den, der mobbt, viele geben: Die „falsche“ Kleidung, eine schräges Auftreten, ein auffälliges, körperliches Merkmal.

Wie ist das bei Katzen?

Petra Hermann: Auch wenn Mobbing bei Menschen und Katzen ähnliche Ausdrucksformen haben kann, so sind die dahinter liegenden Gründe doch verschieden!

Einer mobbenden Katze fehlt es häufig an Abwechslung, sie leidet an Langeweile. Eine von Mobbing betroffene Katze macht leider genau das, was Katzen so lieben: Sie lässt sich jagen, läuft weg wie ein Beutetier. Die tatsächlich Ursachen für Mobbingverhalten liegen oft tiefer und sind mehr, als ein bloßes Jäger-Beute-Spiel. Oft beginnen die Probleme schon bei der Aufzucht, um nicht zu sagen, bereits im Mutterleib.

Unsere Welt wird für Katzen immer schwieriger. Ist eine Katze beispielsweise in der Schwangerschaft ständiger Unruhe ausgesetzt, hat vielleicht gar keinen richtigen Rückzugsort, dann schlägt sich das auf ihren Hormonhaushalt nieder. Sie hat Stress und die Stresshormone gibt sie an die ungeborenen Kitten weiter. Oft überleben solche Katzenmütter die Geburt ihrer Kitten auch gar nicht.

Nicht zufällig gibt es in den Tierheimen so viele Katzen mit Verhaltensstörungen. Diese Tiere lassen sich kaum mehr kontrollieren, eine schlechte Ernährung und billige Aufzuchtmilch tun dann das ihrige hinzu.

Den jungen Katzen mangelt es später im Leben nicht selten an Sozialkompetenz: Wie begrüße ich die anderen, wie soll ich meinen Kot vergraben? Diese elementaren Dinge sind ihnen oft einfach nicht bekannt. Kommt solch ein Tier dann in eine etablierte Katzengruppe, kann das erhebliche Störungen erzeugen.

Mobbing bei Katzen: Ist es noch Spiel, oder bereits Ernst?

Felicitas: Vor allem junge Kater lieben es ja, miteinander zu toben und ihre Kräfte zu messen. Dabei kann es durchaus etwas ruppiger zugehen. Auch wenn uns das als Menschen beunruhigt, ist dieses Verhalten doch aber meist harmlos und völlig normal.

Ist es möglich zu erkennen, ob zwei Katzen nur miteinander miteinander spielen, oder ernsthaft kämpfen?

Petra Hermann: Ja, das lässt sich durchaus auch für Laien erkennen. Das Bild kennt praktisch jeder: Eine Katze, die einen Buckel macht, ist in Kampfeslaune! Ein Katzenbuckel bei einem der Tiere kann auf einen bevorstehenden Kampf hindeuten, muss es aber nicht. Gerade jüngere Samtpfoten machen das auch rein spielerisch, ohne dass es bei ihnen eine tiefere Bedeutung hätte. Sie wollen damit sagen ’schau mal, wie stark ich bin‘, so wie Halbstarke es eben machen.

Ein sicheres Zeichen für einen ernsthaften Kampf ist hingegen, wenn beide Tiere plötzlich zu einem hohen, fast schon sirenenartigen Gesang anstimmen. Wer ein wenig Erfahrung mit Katzen hat weiß wahrscheinlich genau, was für ein Laut hier gemeint ist. Für alle anderen sei gesagt: Er ähnelt ein bisschen dem schrillen Geschrei von Kindern. Legen die Katzen zusätzlich zu ihrem unverkennbaren Gesang die Ohren weit nach hinten, ist das ein klares Anzeichen für einen bevorstehenden Kampf.

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Mobbing kann Katzen genau wie Menschen treffen

Eine Katze greift die andere an: Soll man dazwischen gehen?

Felicitas: Wenn zwei geliebte Haustiere miteinander kämpfen, ist das für ihre Halter manchmal nur schwer zu ertragen.

Ist es da nicht besser, die Streithähne sofort voneinander zu trennen?

Petra Hermann: Manche Katzenhalter wundern sich, dass auch in unseren verschmusten Sofatigern noch echte Raubtiere stecken! Darum besteht auch immer eine gewisse Verletzungsgefahr in Auseinandersetzungen zwischen Katzen. Der Besuch beim Tierarzt nach einem Kampf kann natürlich teuer werden, vor allem wenn er Spuren bei beiden Tieren hinterlassen hat.

Wenn zwei Katzen so richtig in Rage geraten, ist das aber auch für den Menschen nicht ganz ungefährlich! Der Biss einer Katze kann schwere Infektionen nach sich ziehen, weil die spitzen Zähne tief in das Fleisch eindringen und sogar bis auf den Knochen gehen können. Schnell entstehen durch ihn hartnäckige Entzündungen, deren Erreger sich im ungünstigsten Fall im ganzen Körper verteilen.

Meine erste Empfehlung, wenn zwei Katzen miteinander kämpfen, lautet darum: Abstand halten! Was man ohne Gefahr tun kann, wenn man eingreifen möchte, sind zwei Dinge: Ein unvermittelt lautes Geräusch führt häufig dazu, dass sich die Kontrahenten erschrecken und erst einmal voneinander ablassen. Hilft das nicht, kann man versuchen, über eine der Katzen eine Decke zu werfen und sie so dem Zugriff des anderen Tieres zu entziehen.

Ob dieser Trick funktioniert, ist allerdings situationsabhängig: Stecken buchstäblich beide unter einer Decke, hat man ein Problem! Man sollte also vorher sicher abschätzen können, das wirklich nur eines der Tiere durch die Decke separiert wird.

Verfeindete Katzen: Welche Lösungen es gibt und wann eine Trennung ratsam ist

Wie sich Stalking und Mobbing bei Katzen erkennen lässt
Zwei, die sich nicht ganz grün sind. Foto: Petra Hermann

Felicitas: Es kann ganz schön nervenaufreibend sein, zwei unverträgliche Streithähne im Haus zu haben. Viele Katzen neigen ja unter solchen Umständen auch zu ungünstigen Verhaltensweisen, wie etwa hartnäckiger Unsauberkeit.

Wäre es da nicht für alle besser, wenn die Tiere konsequent voneinander getrennt würden?

Petra Hermann: Man sollte versuchen den Ursachen auf den Grund zu gehen, ohne gleich eines der beiden Tiere abzugeben! Jeder Fall ist individuell, ein Patentrezept gibt es leider keines. Als erstes sollte immer ein Tierarzt abklären, ob nicht körperliche Probleme ursächlich sind, wenn zwei Katzen partout nicht miteinander auskommen.

So grausam es vielleicht klingt, doch auch Katzen mobben und stalken Artgenossen, die nicht ganz gesund sind. Meine Katze Molly etwa ist 15 Jahre alt und hat einen Hüftschaden. Mein Kater Dude findet ihren Gang total seltsam, er sieht für ihn einfach unstimmig aus. Er neigt darum dazu, die kranke Molly zu stalken.

Was ich damit sagen möchte: Es ist extrem wichtig, den Auslöser für Mobbingverhalten zu kennen! Wenn man ihn kennt, ist man möglicherweise in der Lage, gezielt etwas dagegen zu unternehmen.

Für mehr Entspannung unter den Tieren kann zum Beispiel ein Vergesellschaftungstraining sorgen. In solch einem Training lernen sich die verfeindeten Tiere auf eine neue Weise kennen und verstehen. Es ist ein wenig vergleichbar mit einem Kommunikationstraining für den Menschen.

Zusätzlich kann die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln für Katzen sinnvoll sein. So genannte Zylkene zum Beispiel unterstützen die Enzymumwandlung. Der Effekt ist häufig, dass Katzen damit etwas ruhiger werden. Ähnliches gilt für das Mittel Anxitane. Es basiert auf einer pflanzlichen Aminosäure, so wie sie auch im Grünen Tee zu finden ist.

Viele werden auch schon von Pheromonspray für Katzen gehört haben. In stressigen Situationen, etwa vor einem Besuch beim Tierarzt, kann es in die Raumluft gegeben werden und so zu einer besseren Entspannung beitragen. Auch bei Mobbing- und Stalking-Problemen kann es ruhig einmal versuchsweise angewendet werden.

Als letzten Schritt sollte man auch die Möglichkeit einer langfristigen Trennung der beiden Katzen nicht aus dem Blick verlieren. Katzen sind uns Menschen gar nicht so unähnlich und so kann es vorkommen, dass zwei Tiere sich einfach nicht verstehen, weil sie sich einfach nicht riechen können. Dagegen ist dann leider auch kein Kraut gewachsen.

Fazit

Kleine Streitereien kommen bekanntlich in den besten Familien vor. Wenn sich hinterher alle wieder vertragen, ist das meist auch kein Problem. Kommen zwei oder mehrere Katzen dauerhaft nicht miteinander aus, stecken oft tiefere Ursachen hinter dem Verhalten, die es zum Wohle der Tiere zu ergründen gilt.

Nicht immer ist es ratsam, die beteiligten Stubentiger zusammen zu lassen, doch vor einer möglichen Trennung der beiden sollten andere Wege versucht werden. Weil Mobbing bei Katzen auch gesundheitliche Ursachen wie unerkannte Schmerzen haben kann, sollte der erste Schritt ein Gesundheitscheck beim Tierarzt sein.


Weiterlesen: Trennung und Scheidung – und was ist mit der Katze? Eine Therapeutin gibt Tipps zu „geteiltem Sorgerecht“ und Co.


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