Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine der tödlichsten Erkrankungen von Katzen. Seit rund zwei Jahren kursiert ein Medikament, das offenbar wirksam ist. Es ist dokumentiert, dass es schon viele tausend Tiere vor dem Tod retten konnte. Problem: Weil es keine Zulassung gibt, müssen Katzenhalter es sich in China besorgen. Was eine Zulassung so schwierig macht und warum Betroffene jetzt den Verein „Victory over FIP“ gegründet haben.
Katja Webers Kater Max ist ein acht Jahre alter, stolzer Kater. 2019 erkrankte Max an FIP – ein Todesurteil, eigentlich, denn heute gilt Max als erste Katze in Deutschland, die die Erkrankung erfolgreich besiegen konnte.
Möglich sei das durch einen Wirkstoff gegen FIP mit dem Namen GS-441524 geworden. Um anderen betroffenen Tierhaltern Mut zu geben und einen direkten Austausch zu ermöglichen, gründete Katja Weber nach der Genesung von Max die Facebook-Gruppe FIPfree.
Ziel ist es, Halter geheilter Katzen mit Haltern von akut erkrankten Tieren miteinander zu vernetzen. Um ihrem Anliegen noch mehr Gehör zu verschaffen, haben Katja Weber und ihre Mitstreiter jetzt einen Verein gegründet: Mit Victory Over FIP setzen sich die Katzenhalter für eine FIP-freie Zukunft ein.
Hält die Covid-19-Pandemie das Heilmittel auf dem Schwarzmarkt?
Tierärzte wüssten heute überwiegend von der Wirksamkeit von GS-441524, sagt Katja Weber. Viele Veterinärmediziner würden gerne helfen, stecken jedoch in einem Dilemma: Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen dürfen sie das Heilmittel gegen FIP nicht verabreichen. Erlaubt ist ihnen lediglich beratend zur Seite zu stehen und Kontrolluntersuchungen durchzuführen.
Der US-Professor Niels Pedersen von der UC Davis in Kalifornien gilt als Entdecker des Wirkstoffs GS-441524. Er ist bisher nur in China zugelassen, als Nahrungsergänzungsmittel. Pedersen hat eine Vermutung, weshalb die Zulassung als Tierarzneimittel so schleppend verlaufen könnte:
„Leider hat die Covid-19-Pandemie die Prioritäten von Pharmafirmen geändert. Patente und Konflikte mit den Zulassungsverfahren der FDA [Anm., die ‚Food and Drug Administration‘ ist die amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassungen] haben unsere Bemühungen hinsichtlich der Therapie von Tieren in eine zweitrangige Position gebracht. Infolgedessen ist ein robuster, nicht genehmigter Markt entstanden, der diese Lücke schließt.“
Ein kleiner Lichtblick: In den USA könnte zumindest bald eine Variante des Wirkstoffs, GC-376, kurz vor der Zulassung stehen. Ob dann auch eine entsprechende Zulassung in Deutschland erfolgen wird, ist ungewiss.
Möglicherweise schon mehrere tausend Katzen in Deutschland von FIP geheilt
Allein in Deutschland gebe es bereits mehrere tausend Katzen, die durch eine Therapie mit GS-441524 oder dessen Variante von der Erkrankung geheilt werden konnten. Viele Katzen würden bereits nach der Verabreichung einer Einzeldosis eine deutliche Besserung ihres gesundheitlichen Zustandes zeigen, sagt die Vereinsgründerin.
Andere Tiere brauchen mehrere Dosen, so dass die genauen Kosten einer FIP Therapie stark variieren könnten. Abhängig vom Zustand des Tieres liegen diese nach Angaben von Betroffenen zwischen 500 und 2.000 Euro.
Auch bereits schwer erkrankte Katzen könnten mit GS-441524 oder seiner Variante noch gerettet werden, ist Katja Weber überzeugt:
„Solange eine Katze noch atmet hat sie Chancen, die FIP zu bekämpfen. 90 Prozent der Katzen erholen sich mit GS-441524 meinem Eindruck nach erstaunlich schnell.“
Hohe Dunkelziffer und die begrenzten Möglichkeiten einer Impfung gegen FIP
Feline Coronaviren (FcoV) kommen in Haushalten mit Katzen häufiger vor, sind aber eigentlich ungefährlich. Erst wenn die Viren mutieren, kann die Krankheit FIP ausgelöst werden.
Als maßgeblicher Auslöser für eine Mutation wird von Experten häufig der Faktor Stress genannt. Bei Katzen zählen dazu etwa Ereignisse wie eine Adoption, Kastration, Umzüge oder Infekte.
Doch auch kleinere Anlässe können zu einer akuten Schwächung des Immunsystems bei Katzen führen. Bei Kater Max ist eine Wurmkur der Auslöser gewesen, glaubt sein Frauchen. Weil diese die Immunabwehr schwächt, habe das feline Coronavirus es leicht gehabt zur FIP zu mutieren.
Seit 1991 gibt es die Möglichkeit einer Impfung gegen FIP, doch Tierärzte sind skeptisch in Bezug auf deren tatsächliche Wirksamkeit: Je nach Studie liegt diese zwischen 0 und 75 Prozent. In der Praxis waren auch geimpfte Tiere später an FIP erkrankt.
Offiziell erkranken zwar nur ein bis zwei Prozent aller Katzen an FIP, doch nach Aussagen von Experten hat die Krankheit eine hohe Dunkelziffer. Katja Weber wünscht sich, dass ihr neu gegründeter Verein dazu beiträgt, dass in Zukunft keine Katze mehr an der Krankheit sterben muss:
„Die beste Medizin, ist keine Medizin. Durch Wissen und bewussteres Handeln ließen sich viele Krankheitsfälle vermeiden.“
Datum: 27.01.2021
Tierschutzaktivistin & Redakteurin / Spezialgebiet: Tierschutz & Katzen in Not / Fühlt sich ohne Katzenhaare nicht richtig angezogen / Auf eigenem Bauernhof in der Nähe von Berlin.
Nadine schreiben: redaktion (ät) cat-news.net