Wer hat das Sagen im Katzenrudel? Anders als bei Hunden werden Hierarchien in Katzengruppen immer wieder von Neuem ausgehandelt. 6 wenig bekannte Rituale und Verhaltensweisen, die Katzen zeigen, wenn sie in Gruppen zusammen leben.
Zwei Katzen können einander noch so sehr mögen: Spätestens beim Thema Futter zeigt sich, wer den Ton angibt und wer in die zweite Reihe zurücktreten muss. Wie entscheidet sich im Katzenrudel, wer der Chef im Revier ist? Wie entstehen Abneigungen, Sympathien und offene Feindschaften unter männlichen Tieren?
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1. Wer ist der Chef im Katzenclan?
Früher sagte man häufig, dass Katzen ihre eigenen Wege gehen und überzeugte Einzelgänger sind. Gesellschaft von Artgenossen wäre ihnen nicht wichtig, viele würden es sogar hassen, mit anderen Katzen zusammenleben zu müssen.
Bedingt durch neue Erkenntnisse in der tiermedizinischen Forschung weiß man es heutzutage ein wenig besser: Katzen schätzen die Anwesenheit anderer Katzen nämlich sehr und fühlen sich, wenn sie alleine leben müssen.
Das erscheint logisch, finden sich doch wildlebende Katzen fast immer in Gruppen zusammen. Die zum Rudel zugehörigen Tiere unterstützen sich gegenseitig, Kätzinnen etwa in der Aufzucht ihres Nachwuchs. Damit das Zusammenleben so reibungslos wie möglich gelingt, bilden Katzen genau wie viele andere Tierarten Hierarchien, wenn sie in Gruppen leben.
Katzengruppen sind lockere Verbindungen und immer wieder kommen neue Mitglieder hinzu. Wenn das geschieht, werden häufig auch die Rollen von Neuem ausgehandelt. Dabei ist es nicht automatisch so, dass der größte und stärkste Kater die Herrschaft im Katzenrudel übertragen bekommt. Vielmehr entscheiden der Gesundheitszustand, das Selbstvertrauen und die innere Stärke über den ersten Platz in der Rangordnung.
2. Wer darf zuerst fressen und wer bekommt den bequemsten Platz?
Frauen und Kinder zuerst? Sorry, nicht nicht im Katzenrudel! Wer zuerst fressen darf, ist bei Katzen genau geregelt. Die ranghöchste Katze in der Gemeinschaft darf zuerst fressen. Erst danach sind die anderen an der Reihe.
Leben Hauskatzen zusammen in einer Gruppe, so genießt der Anführer das Privileg, sich die schönsten Plätze im Haus aussuchen zu dürfen. Häufig werden solche Plätze dann auch vom Anführer verteidigt, sobald ein anderes Mitglied des Rudels ebenfalls Interesse zeigt.
Solche Tiere, die ganz am Ende der Hierarchie stehen, wagen es nur selten, einen solchen „Königsplatz* für sich zu beanspruchen. Rangniedere Tiere erkennt man häufig auch daran, dass sie sich beim Fortbewegen auffällig schleichend an der Wand entlang bewegen. Dies sind dann meist auch diejenigen Tiere, die als letzte fressen dürfen.
3. Feminismus im Katzenrudel? Ja, den gibt es!
Kätzinnen sind meist etwas netter untereinander, als es männliche Tiere miteinander sind. Vor allem verwandte Katzen, also Mütter, Großmütter, Schwestern und Tanten, bilden schützende Allianzen gegen aggressive Kater und helfen sich gegenseitig in der Pflege ihres Nachwuchs.
Kater haben von Natur aus den Drang, ihre Gene möglichst weit zu streuen. Damit das gelingt, gehört es manchmal dazu den Nachwuchs von anderen männlichen Artgenossen zu beseitigen. Dieses Verhalten ist jedoch stark abhängig von den grundsätzlichen Lebensbedingungen der Katzengruppe: Gibt es überwiegend genug zu fressen und ist die Population auch ansonsten bei einigermaßen guter Gesundheit, sieht man dieses Verhalten der Kater eher selten.
Unter den weiblichen Tieren im Rudel gibt es übrigens eine eigene Rangordnung. Katzen, die schon öfter Nachwuchs groß gezogen haben, genießen ein hohes Ansehen unter den jüngeren Kätzinnen.
4. Revierkämpfe und Katerbruderschaften
Kater sind keineswegs immer verfeindet untereinander. Im Katzenrudel pflegen manche positive Beziehungen bis hin zu echten Freundschaften mit ihren Geschlechtsgenossen. Meist erfolgt zuvor jedoch ein Kräftemessen das zeigt, wer das Sagen hat.
Drängt sich beispielsweise ein noch junger Kater in den Kreis der Altvorderen, muss er sich nicht selten erst als „ganzer Kerl“ beweisen. Gelingt ihm das nicht, so ist es möglich, dass die anderen Kater ihn aus der Gruppe vertreiben.
5. Der Köpfchenstubser: Die kätzische Version des Handkuss
Habe die Ehre – Rituale ähnlich der Geste des Handkuss unter Menschen gibt es auch bei Katzen. So empfängt die ranghöchste Samtpfote in einer Gruppe regelmäßig Köpfenchenstubser der anderen Katzen. Die Katze mit dem niedrigsten Rang macht hierbei üblicherweise den ersten Schritt. Die Chefin selbst erwidert diese Geste gegenüber den anderen Tieren nicht.
Dieses Ritual hat neben der Ehrerbietung auch einen ganz praktischen Zweck: Es dient dazu, die Gerüche der einzelnen Individuen im Rudel miteinander zu vermischen, so dass sich alle Individuen vertraut miteinander fühlen können. Die Gemeinschaft der Katzen erfährt durch dias Ritual eine regelmäßige Festigung.
6. Der Tod im Katzenrudel
Wenn bestimmte Individuen eines Katzenrudels versterben, kann das Ereignis die gesamte Gruppe durcheinander bringen. Ist ein ranghohes Tier betroffen, muss die Hierarchie des Rudels vermutlich nun neu ausgehandelt werden.
Der Tod eines ihrer Artgenossen bedeutet eine Herausforderung für die Katzen im Rudel. Häufig bringt er Aggressivität, Unruhe und Stress in die Gruppe.
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FOTO: i.fernando / Cat Gang / CC-BY
Katzentherapeutin und Bloggerin / Spezialgebiet: Katzengesundheit / Erklärt täglich, dass Miau nicht gleich Miau bedeutet / lebt als Anführerin ihres Katzenclans in Berlin.
Katharina schreiben: redaktion (ät) cat-news.net