Katzen dürfen in der baden-württembergischen Gemeinde Wiesloch-Walldorf seit April nicht mehr vor die Tür. In der Bevölkerung scheint die amtliche Verordnung nun Tendenzen zu wecken, die man allenfalls aus der ehemaligen DDR kannte. Könnte sie am Ende mehr Zwietracht unter den Anwohnern säen, als Tiere schützen?
Jetzt ist auch die BILD-Zeitung auf die skurrile Verordnung aufmerksam geworden: Katzen dürfen in der Gemeinde Wiesloch-Walldorf in den Monaten April bis August nicht mehr vor die Tür – ob kastriert, geimpft, oder gechipt spielt dabei keine Rolle. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist bitter Ernst gemeint: Bei Zuwiderhandlung droht Katzenhaltern ein saftiges Bußgeld in Höhen von bis zu 50.000 Euro.
Der Grund ist eine seltene Vogelart, deren Anwesenheit in Wiesloch-Walldorf aber bisher allenfalls vermutet wird. Größere Populationen der vom Aussterben bedrohten Haubenlerche konnten Vogelkundler bis heute keine auf dem Gebiet der beschaulichen Gemeinde in Süddeutschland sichten.
Hat die Gemeinde ihre Bürger dazu aufgefordert, sich gegenseitig zu bespitzeln?
Dafür hat nun aber offenbar die erste Familie ein Bußgeld für den illegalen Ausgang ihrer Katze erhalten. Zugestellt wurde das begleitende Schreiben mit Foto, welches die Übeltäterin in einem Kornfeld zeigt, Kostenpunkt: 500 Euro und das alles für ein bisschen Freiheit!
Schon vor einigen Wochen sei den Anwohnern laut Bericht der BILD-Zeitung das ominöse Schreiben einer Privatfirma zugestellt worden. Laut BILD werden die Anwohner darin explizit aufgefordert, sie über die Sichtungen von Katzen „unverzüglich zu informieren“:
„Sie fotografieren die Katzen und ordnen sie dann den Besitzern zu.“
Mit diesen Worten zitiert die Online-Ausgabe der Zeitung die Anwohnerin Regine Tredwell. Ihre Katze Mimi ist von der Verordnung betroffen und muss darum seit mehr als drei Monaten das Haus hüten. Der Hausarrest scheint an der älteren Katzendame (13) nicht spurlos vorüberzugehen, ihr Frauchen sei „wegen der Ausgangssperre nach Feierabend nur noch Zuhause, um Mimi zu bespaßen“.
Bürgermeister von Wiesloch-Walldorf bestreitet die Existenz einer „Katzen-Stasi“
Bürgermeister Matthias Renschler will von einer amtlich beauftragten Observierung katzenhaltender Bürger nichts wissen. Eine „Katzen-Stasi“ gebe es in Wiesloch-Walldorf nicht. Das in dem Schreiben an die Anwohner genannte Unternehmen sei lediglich mit der Beobachtung der Haubenlerche – also dem selten gewordenen Vogel, der vor den Katzen geschützt werden soll – beauftragt worden.
Doch wie kommt es dann, dass eine Sprecherin des Landratsamtes einräumt, die Angaben eben dieser Privatfirma seien zur Verhängung des Bußgeldes im Fall der in einem Kornfeld gesichteten Katze verwendet worden?
Es bleibt abzuwarten, ob das strenge Ausgangsverbot für Katzen tatsächlich zu einem Aufblühen der Haubenlerchen-Population in dem betroffenen Landstrich führt, oder letztlich nur für Ärger unter den Anwohnern sorgt – und natürlich für gestörte Stubentiger. Zur Anwendung solle die Verordnung nun erst einmal bis einschließlich 2025 kommen. Danach werde man Bilanz ziehen, heißt es von offizieller Seite.
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