Instagram und TikTok zeigen uns heute Dinge, die früher kaum jemand kannte. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Katzen panische Angst vor Gurken haben? Katzenhalter auf der ganzen Welt machen sich einen Spaß daraus, ihre Tiere mit dem Gemüse zu konfrontieren und das Ergebnis zu filmen. Weshalb Tierpsychologen davon abraten.
Auf den ersten Blick wirkt die Reaktion einer Katze aus einem Internetvideo auf eine gewöhnliche Salatgurke äußerst amüsant. Man sieht das Tier beim Fressen, als sich – nichts Böses ahnend – der Halter mit einer Gurke anschleicht.
Als das Tier schließlich den ungewöhnlichen Beobachter bemerkt, erschreckt es sich übermäßig stark. Auf den Zuschauer wirkt die Reaktion der Katze völlig überzogen, ist ihm doch bekannt, dass von Salatgurken im Allgemeinen keine besondere Gefahr ausgeht.
Tierpsychologen vermuten, dass das nicht für Tiere wie Hunde und Katzen gilt: Anders als wir könnten sie das Gemüse mit einem gefährlichen Angreifer verwechseln!
Wer sich beim Anschauen solcher Clips also fragt, wie wohl die eigene Katze auf eine Gurke reagieren würde, sollte das Statement der Tierpsychologin Jill Goldman (National Geographic, u.a.) zum Thema kennen. Denn auch wenn die Versuchung groß erscheint, den Gurken-Test zuhause nachzumachen – es gibt gute Gründe, es lieber nicht zu tun:
„Solche Experimente setzen Katzen grundlos unter Stress. Wenn sie sich erschrecken kann es passieren, dass sie sich versehentlich selbst verletzen. Aus einem harmlosen Spaß kann so schneller Ernst werden, als viele es wohl vermuten würden.“
Zwar sei es eine gute Idee, insbesondere Wohnungskatzen hin und wieder mit neuen Gegenständen bekannt zu machen. Das dürfe aber auf keinen Fall so geschehen, wie es die Gurken-Videos vormachen:
„Stellen Sie sich folgende Frage: Möchten Sie jemanden Neues kennenlernen, der ihnen beim ersten Treffen unvermittelt ins Gesicht springt? Solche Dinge wie in diesen Videos gezeigt werden, sollte wirklich niemand einer Katze zur eigenen Belustigung antun!“
Scheinbar lustige Videos erzeugen in sozialen Medien einen Teufelskreis
Die Tierpsychologin Jill Goldman ist mit ihrer Meinung nicht alleine. Auch John Bradshaw, ein ausgewiesener Spezialist für Hunde- und Katzenverhalten aus den USA, hat sich mit dem Phänomen der Gurken-Videos beschäftigt. Besonders das Potenzial zur Viralität der Inhaltebereitet ihm Sorgen:
„Durch die sozialen Medien haben wir das Problem, dass ein Teufelskreis entsteht. Jedes neue Video bringt seinerseits wieder neue Aufnahmen dieser Art hervor. Das Teilen dieser Inhalte bringt wiederum neue User auf die Idee, es ebenfalls mit den Katzen zuhause zu versuchen.“
Die scheinbar überzogene Reaktion der Tiere hält Bradshaw indes für vollkommen natürlich: Welche Katze würde schon damit rechnen, dass plötzlich irgendwo auf dem Boden ihres Reviers einfach so ein langes, grünes, unbekanntes Objekt herumliege?
Wissen um Gefahren liegt Katzen im Erbgut
Wie lässt sich die überzogene Reaktion von Katzen auf Gurken erklären? Die Tierpsychologin Jill Goldman vermutet, dass die Tiere das plötzliche Auftauchen einer Gurke mit einer anderen Situation verwechseln könnten, selbst wenn sie dieser noch niemals selbst ausgesetzt waren. Der Grund ist die Form und die Beschaffenheit des Gemüses:
„Das Wissen um Gefahren wird bei Tieren vererbt. Der Anblick von Gurken könnte von Katzen mit dem plötzlichen Auftauchen einer Schlange verwechselt werden – auch dann, wenn sie selbst noch nie solch ein Tier gesehen haben. Sie wissen intuitiv, dass Schlangen von Natur aus eine tödliche Gefahr für sie darstellen können. Die Fähigkeit diese Gefahr zu erkennen, liegt in ihren Genen!“
Als besonders heikel am Gurken-Test schätzt die Expertin den Umstand ein, dass das Gemüse in vielen Videos direkt neben den Futterplätzen der Tiere platziert werde:
„Für Katzen sind diese Orte normalerweise mit Gefühlen wie Vertrauen und Sicherheit verbunden. Unsinnige Experimente mit Gurken können diese Gefühle stark irritieren und für immer zerstören.“
Jeder Katzenhalter sollte sich also lieber zweimal überlegen, ob der kurze Spaß das wirklich Wert ist.
Video: Don’t scare your Cats with Cucumber:
Via National Geographic
Schlafpositionen von Katzen: Das verraten sie dir über dein Tier
Ob eingerollt, alle Viere von sich streckend, oder kompakt und aufrecht sitzend mit den vorderen Pfötchen unter sich versteckt: Die Art und Weise wie eine Katze schläft kann uns mehr Aufschluss über ihr Befinden geben, als viele vermuten würden.
Weiter geht es im Artikel 7 Schlafpositionen von Katzen und was sie dir verraten können.
Fotografin und Autorin / Spezialgebiet: Leben mit Katzen / nordd. Frohnatur (Moin statt Servus!) / Lieblingsort: Möglichst nah am Meer. Lebt mit ihrer Maine-Coon-Katze Emily in Pinneberg bei Hamburg.
Felicitas schreiben: redaktion (ät) cat-news.net