Sollten Katzen Trockenfutter fressen? Es gibt Tierärzte, die davon dringend abraten. Dem gegenüber stehen erfahrene Katzenhalter die sagen, dass ihre Tiere über 20 Jahre alt wurden – trotz Trockenfutter. Wer hat Recht und was passiert eigentlich, wenn Katzen Trockenfutter fressen?
Trockenfutter für Katzen ist praktisch: Es riecht kaum, kann gut gelagert werden und verdirbt, solange es nicht feucht wird, vermutlich in 100 Jahren noch nicht. Die trockenen Futterpellets sind vor allem für arbeitende Katzenhalter ein Segen, weil sich ihre Tiere auf diese Weise tagsüber ausreichend mit Futter versorgen lassen, ohne, dass etwas verdirbt.
Wie gesund ist Trockenfutter für Katzen wirklich? Kann etwas, das es in nahezu jedem Supermarkt zu kaufen gibt, schädlich sein?
Sollten Katzen Trockenfutter fressen? Was dagegen spricht!
1. In Trockenfutter stecken oft ganz andere Dinge als Fleisch
Was fressen Katzen? Katzen sind, im Gegensatz zu Hunden, reine Fleischfresser (Carnivoren). Ihr Körper ist zwar in der Lage, Kohlenhydrate aus pflanzlicher Nahrung in geringem Umfang zu verarbeiten. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es jedoch wenig sinnvoll, einem Fleischfresser pflanzliche Nahrung anzubieten.
Gerade das preiswerte Trockenfutter aus dem Supermarkt besteht aber häufig zu großen Teilen aus pflanzlichem Getreide und damit aus Kohlenhydraten. Je höher der Getreide-Anteil im Trockenfutter für Katzen ist, umso mehr Profit winkt den Herstellern: Der Rohstoff Getreide ist auf dem Weltmarkt deutlich günstiger zu erstehen, als gutes Muskelfleisch.
2. Trockenfutter gilt als eine der Hauptursachen für die chronische Nierenerkrankung (CNI) bei Katzen
Auch Katzen müssen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen! Das ist nötig, damit die Nieren richtig arbeiten können. Katzen neigen leider von Natur aus dazu, eher wenig zu trinken. In früheren Zeiten, als sich Katzen noch von Mäusen, Vögeln und anderen Kleintieren ernährten, war das auch kein Problem: Ihren Wasserbedarf konnten die Tiere zu großen Teilen aus ihren erlegten Beutetiere ziehen.
In der Obhut des Menschen spielen Beutetiere für die Ernährung von Katzen kaum mehr eine Rolle. Fehlt einer Katze die Flüssigkeit aus der Nahrungsaufnahme, steigt die Gefahr für die Herausbildung einer Chronischen Niereninsuffizienz (CNI).
Tierärzte vermuten, dass sich die steigenden Fallzahlen bei der CNI zum Teil durch die Fütterung von Trockenfutter erklären lassen. Vor allem für ältere Katzen ist die Gabe von Trockenfutter kritisch zu sehen, weil diese Tiere von Natur aus dazu neigen, weniger zu trinken.
Bei der CNI handelt es sich um eine unheilbare Erkrankung, die jedoch nicht immer tödlich ist. Mit intensiver Pflege, teurem Spezialfutter und regelmäßiger Medikamentengabe können betroffene Tiere oft sogar ein relativ normales Katzenleben führen. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.
Trockenfutter für Katzen: Weshalb es auch nützliche Seiten hat
Soll ich meiner Katze Trockenfutter geben? Wer sich diese Frage stellt, sollte auch die positiven Aspekte von Trockenfutter in seine Entscheidung mit einbeziehen. Junge, gesunde Katzen ohne Vorerkrankungen können mitunter sogar davon profitieren.
1. Trockenfutter wirkt wie eine Zahnbürste
Trockenfutter kann die Zähne reinigen! Die harten Pellets erfüllen für Katzen eine ähnliche Funktion, wie eine Zahnbürste für den Menschen: Durch ihre raue Oberfläche und ihre harte Konsistenz entfalten sie beim Kauen eine reinigende, abreibende Wirkung auf Zähne von Hunden und Katzen.
Ein ganz ähnlicher Effekt lässt sich allerdings auch mit rohem Fleisch erzielen: Rohes Fleisch wirkt durch seine zähen Fasern (insbesondere der Sehnen) ebenfalls zahnreinigend im Haustiergebiss. Wurde eine Katze allerdings nicht von klein auf an rohes Fleisch gewöhnt, tut sie sich vermutlich schwer mit dieser unbekannten Form der Nahrung und verweigert sie möglicherweise komplett.
Trockenfutter kann für diese Tiere eine mögliche Alternative sein. Wichtig: Darauf achten, dass die Katze genügend trinkt!
2. Trockenfutter zur Belohnung
Manche Katzenhalter nutzen Trockenfutter ausschließlich zur Belohnung, etwa im Training mit ihren Tieren. Das Clickertraining ist nicht nur eine beliebte Methode, um Katzen zu erziehen: Mit ein wenig Geduld lassen sich den Samtpfoten damit auch kleine Kunststücke wie „High Five“ oder „Gib Pfötchen“ beibringen.
Das funktioniert grundsätzlich so: Wenn die Katze im Training etwas richtig macht, ertönt ein Click-Geräusch und es gibt eine Belohnung. Trockenfutter eignet sich aufgrund seiner Beschaffenheit dafür besonders gut.
Weiterlesen: High Five, Bro! So kannst Du den coolen Trick einer Katze beibringen
Wenn Verzicht keine Option ist: 3 Regeln für die Gabe von Trockenfutter
Ganz auf Trockenfutter verzichten wollen offenbar die wenigsten Katzenhalter. Das hat eine Umfrage in unserer Facebook-Community ergeben.
Wer sich für Trockenfutter entscheidet, sollte einige Grundregeln beachten, um gesundheitlichen Problemen mit der praktischen Mahlzeit vorzubeugen:
1. Trockenfutter sollte maximal ein Drittel der gesamten Futtermenge ausmachen.
2. Es muss darauf geachtet werden, dass die Katze genügend trinkt. Tipp: 200 ml Wasser / Tag sind laut Tierärzten eine empfehlenswerte Trinkmenge für Katzen.
3. Das Trockenfutter sollte über einen möglichst hohen Anteil mit echtem Fleisch verfügen.
Tipp: So lässt sich die Trinkmenge einer Katze überprüfen |
Wer morgens das Haus verlässt, kann zur Kontrolle der getrunkenen Wassermenge den Napf einfach mit einer Standard 0,5 Liter PET-Flasche befüllen. Am Abend wird das übrige Wasser dann zurück in die Flasche geschüttet. Ist die Flasche um deutlich weniger als zur Hälfte gefüllt, weist das auf einen unüblich hohen Flüssigkeitsbedarf beim Tier hin. Wer es genauer wissen möchte, kann selbstverständlich auch einen Messbecher verwenden. |
Wenn Katzen zu wenig trinken, gibt es einige Möglichkeiten, sie zum Trinken zu motivieren. Welche das sind, lest ihr im Beitrag Deine Katze trinkt wenig? 4 Ursachen und 7 Tipps, sie zum Trinken zu animieren.
Fazit: Trockenfutter für Katzen, ja oder Nein? Es kommt darauf an!
Für ältere und / oder vor-erkrankte Katzen ist es vermutlich gesünder, ausschließlich Feuchtfutter zu erhalten. Für jüngere, agile Katzen ist Trockenfutter Zwischendurch, oder als Belohnung, geeignet. Es sollte dennoch niemals die Hauptnahrungsquelle einer Katze sein!
Katzenhalter sollten außerdem immer darauf achten, dass ihr Tier genügend trinkt.
Tierschutzaktivistin und Redakteurin, Spezialgebiet: Katzen in Not. Fühlt sich ohne Katzenhaare nicht richtig angezogen. Lebt mit ihren beiden Kindern auf einem Bauernhof Nahe Berlin.
Nadine schreiben: redaktion (ät) cat-news.net