Können Katzen ihre Halter von anderen Personen unterscheiden? Nehmen sie uns Menschen überhaupt als eigenständige Spezies wahr, oder halten sie uns am Ende für Katzen? Die kätzische Wahrnehmung unterscheidet sich in einigen wichtigen Aspekten erheblich von der menschlichen.
Was sehen Katzen, wenn sie in unsere Gesichter blicken? Welchen Stellenwert nehmen wir in ihrer hierarchisch geordneten Weltsicht ein? Sind wir König oder Untertan? Wer sich für die Hintergründe der Mensch-Katze-Dynamik interessierst, sollte hier weiterlesen.
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Können Katzen menschliche Gesichter Katzengesichtern unterscheiden?
Betrachten Katzen uns als Katzen, oder sind wir für sie eine eigene Spezies?
Chef oder Untertan: Habe ich die Zügel in der Hand, oder hat die Katze das sagen?
Dich mag ich, dich nicht: Wie Katzen Beziehungen zu Menschen eingehen
Können Katzen menschliche Gesichter Katzengesichtern unterscheiden?
Die abgekürzte Antwort auf diese Frage lautet: Entweder können sie es nicht, oder sie haben schlicht kein Interesse daran.
In einer Versuchsreihe an der Penn State University (Pennsylvania, USA) wurden sowohl Hunde als auch Katzen dazu animiert, sich zwischen den Portraitaufnahmen eines Unbekannten und ihres Lieblingsmenschen zu entscheiden. Als Belohnung erwartete die Tiere in beiden Fällen ein Leckerli.
Wie reagierten die Katzen? Entschieden sie sich für das Foto ihres Halters? Im Versuch zeigte sich, dass es für knapp die Hälfte der Katzen offenbar keinen Unterschied macht, ob sie Foto eines Fremden, oder eines ihres geliebten Menschen sehen. Beim gleichen Versuch mit Hunden hingegen suchten mehr als 90 Prozent der Tiere zielgerichtet das Foto ihres Herrchens oder Frauchens aus.
Bemerkenswert im Katzenversuch war auch folgendes: Wurde den Samtpfoten statt eines menschlichen Gesichts das Bild eines bekannten Artgenossen gezeigt, entschieden sich plötzlich 85 Prozent der Katzen für das bekannte Gesicht.
Bedeutet das, dass unsere Samtpfoten ihre Halter nicht erkennen können? Auch wenn Katzen in diesem speziellen Test wohl durchgefallen sind, könnten sie trotzdem in der Lage sein, bekannte Menschen zu erkennen.
In einer Studie aus dem Jahr 2013 etwa spielten Wissenschaftler einer Gruppe von Katzen die Stimmen ihrer Halter vor. Zum Vergleich hörten sie auch Stimmen von ihnen nicht bekannten Menschen. Das Ergebnis macht Hoffnung: Sämtliche am Versuch beteiligten Tiere reagierten deutlich stärker auf die Stimmen ihrer Halter, als auf die von fremden Personen.
So sehen Katzenaugen die Welt
Was können Katzen sehen? Um diese Frage diskutieren zu können, ist es wichtig den Aufbau des Katzenauges zu verstehen, denn: Katzen sehen ihre Umgebung in einem gänzlich anderen Licht, als wir Menschen.
Ein wichtiges Merkmal der Katzenoptik ist, dass ihre Augen über deutlich weniger Zapfen und Stäbchen verfügen, als das menschliche Auge. Zapfen und Stäbchen sind in der Optik für die Unterscheidung von Rot- und Grüntönen zuständig.
Für Katzen stellt sich die Welt darum aus einem Farbenmix von Gelb-, Blau- und Grautönen dar. Die Farben rot und grün sind für sie nicht unterscheidbar. Ein rotes oder grünes Spielzeug könnte sie darum weniger interessieren, als wenn das Spielzeug die Farben gelb oder blau hätte.
Auch um die Fernsicht scheint es bei Katzen weniger gut bestellt zu sein. Die beste Sehschärfe haben die Tiere in einem Bereich von vier bis sechs Metern. Alles darüber hinaus erscheint ihnen unscharf.
Dafür können Katzen, genau wie einige andere Tierarten, spezielle Lichtspektren wahrnehmen, die uns Menschen verborgen bleiben. Entdeckt haben das Wissenschaftler an einer Universität in London. Zu diesen Lichtspektren gehört unter anderem das ultraviolette Licht (UV). Das heißt: Was wir allenfalls mit Hilfe einer Schwarzlichtlampe erkennen können, sehen Katzen bei gewöhnlichem Tageslicht sehr gut.
Betrachten Katzen uns als Katzen, oder sind wir für sie eine eigene Spezies?
Einer Theorie zufolge sehen Katzen in uns keine Menschen, sondern schlichtweg größere Katzen. Hunden scheint es da deutlich anders zu gehen: Tests konnten zeigen, dass Hunde mit anderen Hunden vollkommen anders spielen, als sie es mit ihrem Herrchen oder Frauchen machen. Das zeigt, dass Hunde in der Lage sind, zwischen Menschen und ihresgleichen zu unterscheiden.
Katzen hingegen gehen mit Menschen genau so um, wie mit anderen Katzen: Sie begrüßen sie etwa auf die gleiche Weise und „Treteln“ genau so auf uns herum, wie an den Zitzen ihrer Katzenmama.
Chef oder Untertan: Habe ich die Zügel in der Hand, oder hat die Katze das sagen?
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Katzen nicht zuverlässig auf die Stimmen ihrer Halter hören. Schneller reagieren sie auf Zurufe, wenn sie ein Leckerli in Aussicht haben, oder sich ihnen eine Möglichkeit zeigt, nach draußen gelassen zu werden.
Warum folgen Katzen unseren Befehlen nicht so zuverlässig wie Hunde? Ein Grund könnte sein, dass sich Katzen vor mehr als 10.000 Jahren sozusagen selbst domestiziert haben. Das geschah, weil sie den Mäusen und Ratten in die Städte der Menschen folgten, die sich ihrerseits an Getreidevorräten bedienen wollten. Als Menschen diese Katzen fütterten, wurde der Grundstein für eine Beziehung auf Gegenseitigkeit gelegt.
Hunde haben sich nachweislich durch das Zusammenleben mit dem Menschen als Spezies weiter entwickelt, für Katzen kann das so nicht behauptet werden. Bedingt durch die kürzere, gemeinsame Evolutionsgeschichte hatten sie dazu genau genommen aber auch weniger Zeit.
Katzen sind nicht darauf konditioniert, uns so gezielt zu helfen, wie es Hunde und könnten darum auch weniger stark auf die Gesichtsausdrücke von Menschen geprägt sein.
Obwohl Katzen von uns weniger abhängig sind als Hunde, scheinen Hunde- und Katzenhalter emotional erstaunlicherweise gleich stark an ihre Haustiere gebunden zu sein.
Dich mag ich, dich nicht: Wie Katzen Beziehungen zu Menschen eingehen
Untersuchungen haben ergeben, dass auch Katzen Symptome von Trennungsängsten zeigen können, wenn sie von ihren Menschen für länger Zeit getrennt werden. Dieser Umstand zeigt, dass die Tiere durchaus in der Lage sind, starke Beziehungen mit uns einzugehen.
Die Symptome von Trennungsschmerz zeigen sich bei Katzen durch Verhaltensstörungen: Einige miauen pausenlos, andere werden scheinbar grundlos aggressiv, wieder andere beginnen außerhalb des Katzenklos zu urinieren.
Fest steht also: Für unsere Katzen sind wir Familie!
Die Rollen, die sie uns innerhalb dieses Familienbunds zugewiesen werden, können allerdings wechseln: Wenn Katzen uns beispielsweise lecken und putzen, betrachten sie uns am ehesten als Kitten. Wenn sie im nächsten Moment auf uns herumkneten, sehen sie eher eine Mutterkatze in uns.
Zeigen Katzen ein pflegerisches Verhalten, wie putzen und kneten, dann können wir sicher sein, dass sie zufrieden sind und sich glücklich schätzen, ein Teil unseres Lebens zu sein.
Fazit
Katzen können menschliche Gesichter offenbar weniger zuverlässig erkennen, wie das eines Artgenossen. Das liegt jedoch nicht daran, dass wir ihnen egal sind, sondern daran, dass sie sich in Sachen Wiedererkennungswert auf andere Sinne verlassen: Katzen können uns riechen, fühlen und sie können uns hören!
Katzen sind Farbenblind und Kurzsichtig, doch dafür nehmen sie Dinge auf dieser Welt wahr, die uns Menschen vielleicht für immer verborgen bleiben.
Glück für uns: Unsere Samtpfoten betrachten uns offenbar nicht als hierarchisch unter ihnen stehend. Sie sehen in uns ebenbürtige, etwas größere Katzen, von denen sie den Eindruck haben, dass sie sich um sie kümmern sollten. Sie fühlen außerdem Trennungsangst, wenn sie längere Zeit nicht in unserer Gesellschaft sein können. Das lässt darauf schließen, dass Katzen ein ganz ähnliches Zusammengehörigkeitsgefühl zum Menschen entwickeln, wie wir es von Hunden kennen.
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Geprüfte Katzentherapeutin & Lektorin / Spezialgebiet: Katzenwissen / Mag #Hashtags, weil sie wie Waffeln aussehen / lebt gemeinsam mit ihren drei Raubkatzen Cloe, Clara und Camilla in Kassel.
Andrea schreiben: redaktion (ät) cat-news.net