Katzen als Müllproblem? Wie die Initiative Cats for Future es in den Griff bekommen will

cats for future

Kuscheln, knuddeln, spielen: Immer mehr Menschen entdecken in diesen schwierigen Zeiten ihr Herz für Katzen! Das Problem: Mit der steigenden Anzahl der Haustiere steigt auch das Müllaufkommen. Könnte ihr Abfall auch Nährstoff für etwas Neues sein?

Mehr als 14 Millionen Katzen leben mittlerweile in deutschen Haushalten, schätzen Statistiker. Lockdowns und Corona-Pandemie haben das Interesse an Stubentigern stark ansteigen lassen – so sehr, dass es in den Tierheimen zeitweise kaum noch Hunde und Katzen gab.

Laut Experten wird die Katzenhaltung zu einem wachsendes Problem für die Umwelt: 630.000 Tonnen Müll durch mineralische Katzenstreu sollen pro Jahr allein in Deutschland anfallen. Zum Vergleich: Die Menge entspricht dem Ladevolumen von 63.000 Lastwagen.

Die Bewegung Cats for Future fordert deshalb ein Umdenken bei Katzenhaltern und Unternehmen, das in der Katzentoilette beginnen soll: Einen Umstieg auf pflanzliche, recyclebare Produkte und ein langfristiges Verbot von mineralischer Streu im Einzelhandel.

Wir haben mit Micheal Behnke, Repräsentant der Plant Litter Association über nachhaltiges Katzenstreu und seine Initiative Cats for Future gesprochen.

Hallo Herr Behnke! Was genau ist das Ziel Ihrer Initiative?

Wir möchten erreichen, dass wir auch beim Thema Katzenstreu einen nachhaltigen Bewusstseinswandel anstoßen und das große Handelsketten wie Fressnapf, Kaufland und Co. bis 2030 kein Katzenstreu mehr auf mineralischer Basis ins Sortiment nehmen, sondern auf recyclebare Alternativen umsteigen.

Die französische Handelskette Carrefour hat schon 2019 Silikat-Streu aus dem Regal genommen. Wir wünschen uns, dass perspektivisch jede Form von mineralischer Streu auf dem europäischen Markt aus dem Handel genommen wird.

Natürliche Katzenstreu wird auf Basis pflanzlicher Abfallprodukte aus der landwirtschaftlichen oder holzverarbeitenden Industrie produziert. Aktuell arbeiten wir an einem europaweiten Label, das diese Art natürlicher Katzenstreu kennzeichnet und qualitativ zertifiziert.

Viele Halter sind den Gebrauch von Katzenstreu auf Basis mineralischer Inhaltsstoffe gewöhnt und praktizieren ihn seit vielen Jahren. Worin genau besteht denn das Problem?

Mineralische Katzenstreu wird in der Regel aus Tonerden und Bentonit hergestellt, die etwa in Afrika oder Kanada vorkommen. Hierbei handelt es sich um endliche Ressourcen, die oft zusätzlich eine fragwürdige Ökobilanz aufgrund der langen Transportwege haben.

Diese Stoffe haben den Nachteil, dass sie nach Gebrauch üblicherweise über den Restmüll entsorgt und verbrannt werden. Jedes Jahr fallen allein in Deutschland 630.000 Tonnen Müll durch mineralische Streu an. Wer den nächsten Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen möchte, sollte diese Produkte besser meiden.

Welchen Anteil hat Katzenstreu am (Rest-)Müllaufkommen? Liegen Ihnen dazu Zahlen vor?

In den europäischen Kommunen liegt der Anteil über den Jahresverlauf betrachtet zwischen 1,5 und 2,5 Prozent, jedoch: Wo mehr Menschen leben, gibt es auch mehr Katzen und so kommt es, dass der Anteil in Großstädten und Metropolen höher liegt, bei etwa 5 bis 6 Prozent. Die Tendenz ist aufgrund der wachsenden Beliebtheit von Katzen weiter steigend.

Was passiert nach dem Gebrauch von Katzenstreu auf Basis von Naturprodukten?

Der Vorteil besteht darin, dass diese Katzenstreu über die Biotonne entsorgt werden kann, wenn die Kommunen dafür die nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Es gibt Kommunen in Deutschland, die das bereits erfolgreich umsetzen. Biomüll wird recycelt und kann als zirkuläres Produkt am Ende z.B. in der Landwirtschaft als Düngemittel erneut verwendet werden.

Ein weiterer Vorteil für den Verbraucher ist, dass pflanzliche Katzenstreu nicht nur saugfähiger und somit effektiver ist, sondern auch bis zu 50 Prozent weniger Gewicht hat und dadurch deutlich leichter zu transportieren ist.

Welche Art Katzenstreu können Sie an Nachhaltigkeit interessierten Katzenhalterinnen und Katzenhaltern denn konkret empfehlen?

Ich möchte hier gar keine bestimmte Marke nennen, es sollte aber ein klumpendes und nicht zu feines Katzenstreu sein. Bei den Inhaltsstoffen sollte es sich um Nebenprodukte aus der Agrar- oder der Holzindustrie handeln, die durch die Verwendung als Katzenstreu bewusst dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden.

Katzenstreu aus mittelgroßen, naturstofflichen Pellets bedeutet nicht nur einen Vorteil für den Natur- und Klimaschutz: Es hat sich darüber hinaus in der Praxis auch als brauchbarer für Tierhalter erwiesen! Bei Kontakt mit Urin bilden sich Klumpen, bakterienbildende Flüssigkeiten werden darin gebunden.

Mittelgroße Pellets können außerdem nicht so leicht durch die Wohnung getragen werden, wie es häufig bei feinporigem Streu auf Basis von Bentonit und Co. der Fall ist.

Mehr zu diesem Thema auf Cat-News.net: Katzenstreu selber machen: 4 gesunde und klimaschonende Alternativen

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