Sprache befindet sich im steten Wandel, vor allem die japanische! Ständig erfinden die Japaner neue Wortkreationen, von denen einige von einer großen Verbundenheit zu Haustieren zeugen.
Wohl niemals zuvor haben sich so viele Menschen wie in der Corona-Pandemie ein Haustier zugelegt. Dieser Umstand könnte vielleicht dazu beigetragen haben, dass vor allem in den letzten beiden Jahren in Japan neue Wörter mit auffälligem Hunde- oder Katzenbezug auftauchten: Weil die Menschen nun vielfach im Home-Office arbeiteten, hatten sie besonders viel Zeit, sich intensiv mit den Eigenheiten ihrer vierbeinigen Gefährten zu beschäftigen.
Wenn eine Sprache neue, kreative Wortschöpfungen hervorbringt, nennen Sprachwissenschaftler das Neologismus. Die Japaner beherrschen diese Disziplin offenbar besonders gut, wie ich heute morgen im Japan-Blog JapanDigest erfahren konnte.
Die Autorin ist Aya Puster, Übersetzerin und Dolmetscherin. Sie beherrscht die japanische Sprache also perfekt! Schon 2019 stieß sie auf eine ungewöhnliche Wortkreation, die sie aufmerksam werden ließ:
„Der Ausdruck inu wo shimau tauchte erstmals im September 2019 auf, als sich ein großer Taifun Japan näherte. Offenbar hat jemand den ursprünglichen Sinn des Verbes, etwas “Kostbares in Sicherheit zu bringen”, bewusst auf sein Haustier übertragen.“
Das Wort inu bedeutet auf Japanisch Hund. Inu wo shimau zeugt also von einem hohen Stellenwert dieses Haustieres.
Eine Katze wirbt für mehr Sicherheit
Nur wenig später eroberte schließlich eine Katze namens genba neko die Herzen tierlieber Japaner. Die genaue Bedeutung ist „Katze am Arbeitsplatz“. Der Begriff geht auf die Illustration einer bekannten japanischen Künstlerin zurück, die ursprünglich „Die telefonierende Katze“ denwa neko erschaffen hatte.
Heute wirbt die Regierung mit der Figur shigoto neko in Broschüren und auf Plakaten unter anderem für mehr Lebensmittelsicherheit:
Katzen im Home Office: Japaner werden „liebevoll belästigt“
Katzen wollen immer im Mittelpunkt stehen! Das weiß jeder, der schon einmal einen Home-Office-Tag zusammen mit Katzen verbracht hat. Die einen stört das aufdringliche Verhalten ihrer Samtpfoten, die anderen finden die kleinen Unterbrechungen „eigentlich ganz süß“.
Störend oder süß? Der neuartige Begriff nekohara geht auf die Abkürzung hara zurück, die ihrerseits an das englischsprachige Wort harassment (Deutsch: Belästigung) angelehnt ist. Weil im Englischen mit sexual harassment (sexuelle Belästigung) eine eher negative Bewertung existiert, könnte man davon ausgehen, dass die Anwesenheit von Katzen beim Arbeiten in Japan als eher unerwünscht empfunden wird.
Das ist der Japan-Expertin zufolge aber keineswegs der Fall:
„Der Begriff weist auf eine willkommene, liebevolle Störung durch Katzen im Homeoffice hin. Wenn man nekohara in Katakana (ネコハラ) in Suchmaschinen eingibt, findet man jede Menge lustiger Bilder von störenden Katzen.“
Das leuchtet ein und schließlich gilt Japan nicht ohne Grund als Erfinderland der inzwischen weltweit verbreiteten Katzencafés. Wer sich gerne von Katzen beim Arbeiten „belästigen“ lässt, jedoch keine eigene Samtpfote halten kann oder möchte, kann sich seit kurzem in der Präfektur Kagoshima in einem Co-Working-Space der besonderen Art einmieten:
Unter dem Namen „Coworking Space Necohara“ hat erst vor wenigen Wochen eine Lokalität eröffnet, in der sich Katzenliebhaber zur gemeinsamen Telearbeit treffen.
Der Ort ist gleichzeitig eine Pflegestelle für herrenlose Katzen. Die Tiere können also nicht nur kurzfristig beschmust, sondern auch langfristig adoptiert und mit nach Hause genommen werden.
Eigentlich eine fabelhafte Idee, oder?
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Foto: wabisabi2015 / Monaka & Laptop / CC-BY
Fotografin und Autorin, Spezialgebiet: Leben mit Katzen. Norddeutsche Frohnatur (Wichtig: Moin statt Servus!). Lebt mit ihrer Maine-Coon-Katze Emily in Pinneberg bei Hamburg.
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