Katzen in Japan: Tiere werden verehrt, doch die Liebe hat eine dunkle Seite

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Die Japaner haben Hello Kitty und die fröhlich-winkende Glückskatze Maneki-Neko erfunden. Es gibt Katzengötter und zahlreiche Katzen-Streichel-Cafés. Doch die japanische Katzenliebe hat eine dunkle Seite, denn das Verhältnis vieler Menschen zu Tieren ist schizophren und gestört.

Ein Feature von unserer Gastautorin und Japan-Kennerin Bettina Haruno-Irmler

Japaner lieben Katzen, doch aufgrund der beengten Wohnsituation in den Großstädten des Landes können viele keine eigenen Haustiere halten.

Wer etwa in der Hauptstadt Tokio lebt, muss nicht selten mit weniger als 10 Quadratmetern auskommen.

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Vielen mangelt es an Zeit, sich entsprechend um ein Haustier zu kümmern. Japaner sind dafür bekannt, sich sehr loyal ihrem Arbeitgeber gegenüber zu verhalten.

Ich habe Kollegen die darauf bestehen auf ihren Urlaub verzichten zu dürfen, um noch mehr arbeiten zu können.

Durch ihr Verhalten möchten sie dem Arbeitgeber eine besondere Ehre erweisen. Keine Zeit – kein Haustier, doch ich habe viele Menschen kennengelernt, die trotzdem nicht auf Hunde oder Katzen in ihrem Leben verzichten möchten.

Eine der besseren Lösungen für dieses Problem sind die zahlreichen Katzen-Cafés! Viele Japaner verbringen einen Großteil ihrer knappen Freizeit in diesen Cafés, um mit Katzen zu kuscheln und zu schmusen.

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Katzen-Café in Tokio / Imgur

Zoogeschäfte verkaufen Katzenbabys, doch den Tieren bliebt nicht viel Zeit

Ein eigenes, besonders süßes Katzenbaby besitzen – das ist trotz des allgemeinen Zeitmangels der Traum vieler Japaner. Das Geschäft mit Katzen als Ware ist hier ein sehr ertragreiches. Katzenbabys sind der absolute Renner in den Zoogeschäften.

Doch je älter die Tiere vor ihrem Verkauf werden, umso geringer ist ihre Chance, noch einen interessierten Käufer zu finden.

Wohin mit Katzen, die nicht als süßes Kätzchen verkauft werden konnten und nun immer älter werden?

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Katze in Tokioter Zoogeschäft / Imgur

Auch wenn eine junge Katze aus einem Zoogeschäft ein Zuhause findet bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie bis an ihr Lebensende dort bleibt. Nur wenige Katzen bekommen in Japan die Chance, in ihrer ursprünglichen Familie alt zu werden.

Denn leider ist es für viele Menschen in Japan vollkommen normal ein älter werdendes Tier durch ein neues, junges und niedlicheres Tier zu ersetzen.

Ältere Katzen landen darum nicht selten in Tierheimen, wo sie dann zusammen mit den übrig gebliebenen Katzen aus den Zoohandlungen nach dem Ablauf einer Frist von einer Woche getötet werden.

In ganz Japan sollen Schätzungen zu Folge alljährlich bis zu 600.000 Hunde und Katzen auf diese Weise den Tod finden.

 

Katzen in Japan: Das schizophrene Verhältnis zum Tier

Katzen lieben, Katzen töten – wie passt das zusammen? In der Shinto-Religion werden Katzen sogar als Gottheiten verehrt.

An vielen Shinto-Schreinen im ganzen Land gibt es einmal im Jahr eine Zeremonie zu Ehren verstorbener Katzen.

Ein Shinto-Priester liest dann alle Namen derjenigen Katzen laut vor, die im Jahr zuvor über die Regenbogenbrücke gegangen sind.

An praktisch allen Tagen im Jahr kann man Pilger an den Schreinen beobachten, die kleine Tafeln mit einem Segen für ihr Haustier niederlegen.

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Grausam: Japanische „Beratungsstelle für Tierliebe und Tierschutz“ ist in Wahrheit eine Tötungsanstalt

Wakana Masayuki ist der Leiter berüchtigten „Beratungsstelle für Tierliebe und Tierschutz“. Er sagt, man tue alles, um die Tiere zu retten. Es fehle jedoch an Geld, Platz und Personal, um sich um die vielen Katzen und Hunde angemessen kümmern zu können.

Der Tod nicht vermittelbarer Tiere sei darum die einzige, praktikable Lösung.

Es werden einfach zu viele Tiere in Japan gezüchtet, glaubt der Leiter der „Beratungsstelle“. Ganz abwegig ist das nicht:

Laut offiziellen Zahlen gibt es umgerechnet auf 128 Millionen Japaner an die 23 Millionen ungewollten Haustiere im Land.

Gaskammern seien leider die „effizienteste Lösung“, um dem Problem Herr zu werden. Jedes Tier einzeln einschläfern zu lassen, könnte Wakana Masayuki seinen Mitarbeitern nicht zumuten.

Mit dieser grausamen Praxis sind jedoch längste nicht alle Japaner einverstanden! 

Umfragen zufolge hält nur ein Drittel der Japaner die Vergasungen für angemessen. Ein weiteres Drittel der Bevölkerung hat Mitleid mit den Tieren, sieht aber keine Alternative zur Lösung dieses Problems.

Das letzte Drittel ist strikt gegen eine Vergasung von Hunden und Katzen.

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Katzen in Japan / flickr / istolethetv / CC-BY-2.0

Katzen in Japan: Gibt es neue Hoffnung für ungewollte Tiere?

Derzeit kommt in Japan ein neuer Trend in Bewegung, der herrenlosen Katzen Hoffnung geben könnte:

Während in den Katzen-Cafés bisher vor allem reinrassige Katzen von Züchtern, oder solche aus Zoohandlungen um die Beine der Gäste streiften, ziehen vielerorts nun ungewollte Katzen aus Tötungsanstalten in den Cafés ein.

Im April 2017 eröffnete in der japanischen Stadt Osaka das erste Katzen-Café, in dem ausschließlich gerettete Katzen aufgenommen werden.

Wenige Monate später eröffnete der gleiche Betreiber, „Neco Republic“ (Katzenrepublik), ein weiteres Café in der Hauptstadt Tokio. Ehrenamtliche Helfer, die selbst keine Katzen halten können, versorgen die Tiere mit allem, was sie zum Glücklichsein brauchen.

Gefällt einem Besucher eine der Katzen, kann er sie adoptieren. „Neco Republic“ hat versprochen demnächst weitere solcher Adoptions-Cafés im ganzen Land zu eröffnen.

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