Die Europäische Wildkatze ist die wilde Schwester unserer zahmen Stubentiger. Einst hätte sie der Mensch fast ausgerottet. Durch menschliche Unterstützung konnte die Katze in Mitteleuropa schließlich wieder heimisch werden. Doch ganz gerettet ist das Tier noch immer nicht.
Sie hat grüne Augen, ein rosafarbenes Näschen und ein graugetigertes Fell: Die Europäische Waldkatze, Felis silvestris, sieht unseren heimischen Samtpfoten zum Verwechseln ähnlich. Sogar paaren können sich beide Arten untereinander, auch wenn das, ähnlich wie bei Hunden und Wölfen, nicht erwünscht ist. Jetzt wurde die Wildkatze vom Tierschutzverein ProNatura zum Tier des Jahres 2020 gekürt.
Der Verein sieht in der eleganten Jägerin einen hoffnungsvollen Vorboten für die Renaturierung der Wälder Mitteleuropas. Die Waldkatze bevorzugt stille Wälder mit abwechslungsreichen Landschaften – also Umgebungen, wie sie in unseren Zeiten immer seltener werden.
3,85 Millionen Euro für die Wildkatze
Noch vor wenigen Jahren hatten Tierschützer die Wildkatze für mehr oder weniger ausgerottet erklärt. Bis etwa 1935 waren die Tiere heimisch in Europa und häufig zu finden, dann wurden sie intensiv bejagt. Später sorgte der Verlust ihres Lebensraums dafür, dass ihr Bestand weiter reduziert wurde.
Inzwischen werden wieder öfter Wildkatzen in Europa gesichtet, auch in Deutschland. Doch ganz von selbst kehrte das Tier nicht zurück in die Wälder direkt vor unserer Haustür. Naturschützer vom Projekt Wildkatzensprung haben in den vergangenen acht Jahren einiges daran gesetzt, damit die Katze sich bei uns wieder Zuhause fühlen kann.
Wildkatze erobert neue Reviere durch „grüne Korridore“
Dafür gab es eine Finanzierung vom Bundesumweltministerium in Höhe von 3,85 Millionen Euro. 1.200 ehrenamtliche Helfer pflanzten 25.000 Bäume und Sträucher, um bereits vorhandene Wälder miteinander zu vernetzen und auf diese Weise zu vergrößern. So kommt es, dass heutzutage sogar Wildkatzen im Leipziger Auwald und im Kottenforst bei Bonn leben.
Durch die Vernetzung von Wäldern entstanden in ganz Deutschland so genannte „grüne Korridore“. Es gibt sie in Thüringen zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald. Weitere solcher Grünbereiche für Wildkatzen existieren heute in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.
Der Naturschutzbund BUND beziffert die Zahl der Wildkatzen in Deutschland aktuell bei 8.000 Tieren. Noch vor rund zehn Jahren wurde ihr Bestand auf gerade einmal 3.000 Exemplare geschätzt. Ist also alles wieder in Ordnung im Reich der Großkatze?
Untersuchungen zeigen: Drei Prozent der Wildkatzen tragen Hauskatzen DNA in sich
Wildkatzen sind Einzelgängerinnen, ihre Reviere umfassen jeweils einige Quadratkilometer. Nur zur Paarungszeit im Spätsommer begegnen sich Tiere verschiedenen Geschlechts. Rund zwei Monate später gibt es Nachwuchs, den die Kätzin ohne Partner großzieht.
Aller Erfolge zum Trotz ist es ein Wermutstropfen für Tierschützer, dass sich in Norddeutschland bis heute keine Wildkatzen angesiedelt haben. Im Südwesten leben mehr Wildkatzen, als im Südosten der Republik. Auch der Genpool ist im Südosten kleiner. Das weiß man durch umfangreiche DNA-Analysen. Um hierfür Material zu gewinnen, lockte man die Tiere mit etwas an, dem keine Katze widerstehen kann: Baldrian!
Forscher steckten rohe Dachlatten, die sie mit Baldrian besprüht hatten, in den Waldboden. Vorbeigehende Katzen rieben sich an den Dachlatten, um ihre Duftmarke zu setzen, und hinterließen dabei Haarbüschel. Diese dienen als Ausgangsmaterial für Genanalysen.
Das Monitoring der Wildkatze wird in Deutschland vom Forschungsinstitut Senckenberg betrieben. Mehr Informationen finden Interessierte auf der Website des Instituts.
Tierschutzaktivistin und Redakteurin, Spezialgebiet: Katzen in Not. Fühlt sich ohne Katzenhaare nicht richtig angezogen. Lebt mit ihren beiden Kindern auf einem Bauernhof Nahe Berlin.
Nadine schreiben: redaktion (ät) cat-news.net