‚Rassenwahn‘: Scharfe Kritik an Weltkatzenausstellung in Stuttgart geübt

Extrem flache Nasen, kein oder wenig Fell, gefaltete Ohren: Die Weltkatzenausstellung in Stuttgart präsentiert an diesem Wochenende mehr als 500 Samtpfoten in allen vorstellbaren Formen und Farben. Neugierig werden sie von den Besuchern beschaut. Das ist gut so, finden die Veranstalter – denn Katzen wollen bewundert werden.

Zu sehen gibt es unter anderem Maine Coons, Rexkatzen, Bengalkatzen, British Shorthair oder die seltene Singapura. Die Edel-Samtpfoten werden nach Aspekten wie Körperbau und Wesen benotet – ein Aspekt, der Tierrechtlern nicht gefällt.

Beim Tier könne nicht richtig sein, was beim Menschen aus gutem Grund als falsch angesehen werde, sagt etwa Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin bei der Tierschutzorganisation PETA:

„An diesem Wochenende werden in Stuttgart auf der „Rassekatzenausstellung“ des Felidae e.V. zahlreiche Katzen verschiedener „Rassen“ in Käfigen ausgestellt. Gleichzeitig warten in den Tierheimen tausende Vierbeiner auf ein neues Zuhause. Katzen sind sensible Lebewesen, die nicht zu Ausstellungsobjekten degradiert werden dürfen.“

„Wir Züchter lieben unsere Tiere“, entgegnet eine Vereinsgründerin von Felidae e.V. den Tierschützern in der aktuellen Ausgabe der Stuttgarter Zeitung. Das Wohl der Katzen stehe selbstverständlich immer im Vordergrund.

Katzen seien grundsätzlich von ihrem Wesen her extrovertiert und neugierig und würden die Aufmerksamkeit des Publikums ganz bewusst genießen. Veranstaltungen wie die Weltkatzenausstellung könnten darum nicht pauschal als „Qual“ bezeichnet werden:

„Es gibt genügend Katzen, die die Aufmerksamkeit des Publikums lieben. Viele Katzen möchten bewundert werden. Bei der Ausstellung geht es darum, die unterschiedlichen Wesen der Tiere kennenzulernen. Das kann auch eine Entscheidungshilfe für künftige Katzenbesitzer sein – das ist auch zum Wohle der Samtpfoten.“

Rassekatzen: Tierschützer kritisieren körperliche Einschränkungen durch Zucht

Die Tierrechtler von PETA sehen das anders. Perserkatzen beispielsweise würden unter ihrer extrem flachen Nase leiden und gerade bei höheren Temperaturen oder unter Stress leicht Atemprobleme bekommen – eine Ausstellung mit vielen fremden Menschen um sie herum könnte wohl ein solches Umfeld darstellen.

Auch so genannte Knickohrkatzen (Scottish Fold) seien durch die angewinkelte Ohrstellung in ihrer Kommunikation mit Artgenossen eingeschränkt. Um die Nachfrage nach bestimmten „Rassen“ zu befriedigen, „produzieren“ Züchter jedoch weiterhin reichlich Nachwuchs.

Dabei würden jährlich allein in Deutschland insgesamt mehr als 300.000 Tiere in Tierheimen abgegeben oder einfach ausgesetzt werden. 25 bis 30 Prozent der Tiere bleiben ein Jahr oder länger im Tierheim. PETA appelliert daher an alle Tierfreunde, die Katzenzucht nicht zu unterstützen und stattdessen einem hilfsbedürftigen Tier aus dem Tierheim ein Zuhause zu schenken.

Die Veranstalter der Heimtiermesse waren für ein Statement bisher nicht zu erreichen. Noch bis 24. November ist die Schau auf der Messe in Stuttgart zu sehen.

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