Bisher galt sie als Todesurteil für Katzen: Die Feline Infektiöse Peritonitis, abgekürzt als FIP. Vor rund einem Jahr haben Forscher ein Medikament entwickelt, das FIP heilen kann. Zugelassen ist es bis heute nicht – weil es auch gegen COVID-19 helfen könnte, wird eine Lizenzierung für die Veterinärmedizin immer unwahrscheinlicher.
Viele Tierärzte wissen der Existenz des Wirkstoffs, dürfen ihn selbst jedoch weder verabreichen, noch verkaufen, ohne sich strafbar zu machen.
Denn obwohl erste Heilerfolge bereits dokumentiert sind, ist der Wirkstoff mit dem Namen „GS441524“, eine Variante von Remdesivir zur Bekämpfung von Coronaviren, nicht für die veterinärmedizinische Praxis zugelassen.
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Dieser Umstand treibt viele verzweifelte Katzenhalter auf den Schwarzmarkt ins Internet. Denn was für Tierärzte gilt, gilt nicht gleichermaßen für sie: Im Netz hat sich ein weltweiter Schwarzmarkt entwickelt, auf dem die Remdisivir-Variante verfügbar ist.
Die Behandlungskosten für eine Katze mit Normalgewicht liegen bei rund 300 Euro pro Woche. Die Mindestdauer für eine erfolgreiche Behandlung beträgt 12 Wochen – das macht insgesamt 3.600 Euro.
Seit bekannt ist, dass Remdesivir ein wirksames Mittel gegen COVID-19 sein könnte, weigert sich der Hersteller Gilead, den Wirkstoff für Katzen lizenzieren zu lassen.
Betroffenen wird so womöglich auch weiterhin nur die Versorgung über den Schwarzmarkt als Möglichkeit bleiben.
Privatanwendung ist nicht illegal
Der Bayerische Rundfunk (BR) hat 2019 die Professorin Katrin Hartmann von der Ludwigs-Maximilian-Universität in München zur Verwendung der Remdesivir-Variante GS441524 bei Katzen mit FIP zitiert:
„Das ist unglaublich, dass wir etwas finden, das wirklich in der Lage ist, den Tod zu verhindern bei diesen Katzen. Das ist absolut sensationell. Wenn ein Besitzer das Medikament privat anwendet, dann ist das nicht illegal. „
Sie kennt den Wirkstoff GS441524 aus den USA und kann verstehen, dass betroffene Katzenhalter versuchen, sich diesen für ihre Tiere zu beschaffen. Erste Studien seien schließlich vielversprechend und inzwischen gebe es zahlreiche Berichte von Anwendern, deren Katzen von FIP geheilt werden konnten.
Betroffene Katzenhalter finden Hilfe in Facebook-Gruppen, doch nicht jede ist seriös
Tierärzte dürfen laut Professorin Hartmann Halter bei der Verabreichung des Wirkstoffs beratend zur Seite stehen und die Wirkung kontrollieren – ohne sich dabei strafbar zu machen oder zu riskieren, ihre Approbation zu verlieren. Sie rät dringend dazu, die Therapie dennoch von einem Tierarzt überwachen zu lassen.
Doch in ihrer Verzweiflung geraten betroffene Katzenhalter im Internet, vornehmlich via Facebook, nicht selten an Betrüger. Mittlerweile gibt es unzählige FIP-Gruppen, doch nicht jede vermeintliche Anlaufstelle für GS441524 ist seriös.
Berichten zu Folge werden neue Mitglieder gezielt in vielen Gruppen sofort nach dem Beitritt von dubiosen Profilen aus dem Auslang mit Angeboten zu dem Präparat angeschrieben – selbst dann, wenn diese sich ursprünglich erst einmal nur informieren wollten.
Eine seriöse Anlaufstelle für den Austausch und auch zur Beschaffung von GS441524, ist nach unseren Informationen die deutsche Facebook-Gruppe FIPfree – Feline Infectious Peritonitis ist heilbar.
Bevor einer Katze das Medikament verabreicht wird, sollte ein Tierarzt unbedingt die Diagnose FIP gestellt haben. Erst wenn alle Diagnosekriterien erfüllt sind und von einer FIP-Infektion ausgegangen werden kann, sollte eine Katze das Medikament erhalten.
Immunerkrankung FIP: Oft nach wenigen Tagen tödlich
Die Viruserkrankung FIP gilt als eine der häufigsten Todesursachen bei Katzen. Es gibt ein weltweites Infektionsgeschehen, von dem Jungtiere besonders häufig betroffen sind. Coronaviren, nicht zu verwechseln mit SARS-2 COVID-19, finden sich im Darm von vielen Katzen und sind grundsätzlich harmlos.
Erst durch Stress oder andere Faktoren können die Viren mutieren, sodass sie sich auch in anderen Zellen vermehren. Der Organismus von Katzen wehrt sich dagegen und reagiert mit multiplen Infektionen. Wenn FIP zum Ausbruch kommt, endet die Krankheit unbehandelt oft innerhalb von wenigen Tagen tödlich.
Update: 08.06.2020
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Tierschutzaktivistin und Redakteurin, Spezialgebiet: Katzen in Not. Fühlt sich ohne Katzenhaare nicht richtig angezogen. Lebt mit ihren beiden Kindern auf einem Bauernhof Nahe Berlin.
Nadine schreiben: redaktion (ät) cat-news.net