Bayrisch? Sächsisch? Kätzisch! Wissenschaftlerin entdeckt regionale Dialekte in der Katzensprache

Katzensprache - Auch Katzen sprechen im Dialekt, sagt eine Studie

Können Mensch und Katze einander verstehen? Mehr als 90 Prozent aller Katzenhalter sollen regelmäßig mit ihren Tieren sprechen. In ihrer Kommunikation entwickeln beide oft eine ganz eigene Sprache, inklusive regionaler Dialekte.

Wer Katzen hat, der weiß: Die Bandbreite der kätzischen Lautäußerungen ist vielfältig. Sie kann mal temperamentvoll und energisch sein, mal betroffen und emotional klingen. Wohl jeder Halter kennt auch den herzzerreißenden Schrei um halb vier Uhr morgens, wenn der Stubentiger mit knurrendem Magen erwacht und lauthals sein Frühstück fordert.

In den Abendstunden zeigt sich dann oft eine ganz andere Klangkulisse im Katzenhaushalt: Wenn ihr Mensch nach der Arbeit nach Hause kommt, werden viele Sofalöwen ganz zahm. Wohlig-schnurrend machen sie darauf aufmerksam, dass sie nun  am liebsten ausgiebig gestreichelt werden möchten.

Ob Hunger, Liebesbedürfnisse oder pure Langeweile: Ein Großteil der Katzenhalter ist überzeugt jederzeit genau zu verstehen, was ihr Liebling ausdrücken möchte. Zu diesem Schluss kommt  eine Studie aus Schweden, die die Kommunikation zwischen Katzen und Haltern untersucht.


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Warum ist es überhaupt von Bedeutung, das Miauen von Katzen einer näheren Betrachtung zu unterziehen? Schließlich sind miauende Katzen so selbstverständlich wie bellende Hunde. Der Unterschied zwischen den beiden Tieren ist jedoch, dass Katzen fast ausschließlich in der Kommunikation mit dem Menschen miauen – unter Artgenossen beobachtet man diese Form der Kommunikation sonst nur zwischen Kitten und ihrer Mutter.

Es gibt Wissenschaftler die glauben, dass Katzen im Laufe der Evolution eine ganz spezielle Sprache aus verschiedenen Miau-Lauten entwickelt haben, die ohne das symbiotische Zusammenleben mit dem Menschen nie entstanden wäre.

Die Katzenstudie aus Schweden hat in der wissenschaftlichen Welt für Interesse gesorgt  – vielleicht weil die Studienleiterin Susanne Schötz mit ihr zeigen konnte, dass auch Katzen in regionalen Dialekten „sprechen“. Dem Wissenschaftsmagazin National Geographic hat sie ein spannendes Interview zu ihren Untersuchungen gegeben, das wir an dieser Stelle für euch wiedergeben.

Frau Schötz, warum genau miauen Katzen in der Gegenwart von Menschen?

„Die Frage ist einfach: Sie wollen unsere Aufmerksamkeit! Bei unseren Untersuchungen haben wir beobachtet, dass Katzen und ihre Halter miteinander etwas entwickeln, das die Linguistik wohl am ehesten als Bedarfssprache bezeichnen würde. Solche Phänomene kennen wir normalerweise nur, wenn zwei einander fremde Gruppen von Menschen sich begegnen und sich aus irgendeinem Grund verständigen müssen.“

Worin unterscheidet sich die Art wie Tierhalter mit ihren Haustieren sprechen, am auffälligsten von der Kommunikation unter Menschen?

„Inhaltlich haben wir eigentlich alles gefunden: Menschen, die ihren Tieren nur kurze und knappe Botschaften übermitteln und solche, die sich bei ihrem Tier sprichwörtlich alles von der Seele reden. Am auffälligsten ist die Tonlage: Sie ist in den meisten Fällen höher als in der Mensch-zu-Mensch Kommunikation und erinnert am ehesten an die Unterhaltung mit einem kleinen Kind. Die meisten Tierhalter zeigen meiner Erfahrung nach außerdem die Tendenz, mit ihren Tieren in einer Art Sing-Sang zu sprechen.“

Wie haben Sie verwertbare Daten für die Studie gesammelt?

„Wir haben Lautäußerungen von Katzen und ihren menschlichen Mitbewohnern aus zwei weit voneinander entfernten Regionen in Schweden, nämlich Lund und Stockholm, als Tonbandaufnahmen gesammelt. Beide Städte liegen rund 700 Kilometer voneinander entfernt.“

Welche Fragestellungen lagen der Studie konkret zu Grunde?

„In einem ersten Anlauf wollten wir herausfinden, ob es bestimmte Lautäußerungen gibt, die vorwiegend unter Katzen bestimmter Rassen auftreten. Darauf konnten wir keine eindeutigen Hinweise finden. Zu unserer Überraschung zeigte sich jedoch, dass die Katzensprache regional voneinander abgrenzbare Nuancen aufweist, wie sie bei Dialekten in der menschlichen Sprache vorkommen. Es ist ein Hinweis darauf, dass Katzen sich ihren Haltern sprachlich anpassen. Außerdem haben wir untersucht, welche Reaktion bei den Tieren verschiedene Formen der menschlichen Ansprache auslösen: Reagieren sie beispielsweise besonders positiv auf Kindersprache, oder bevorzugen Katzen es, gewissermaßen wie ein Erwachsener angesprochen zu werden?

Wie war es möglich allein durch Tonbandaufzeichnungen zu erkennen, welche Form der Ansprache Katzen besonders mögen?

„Im ersten Schritt haben wir eine ganze Reihe von Sprachbeispielen unterschiedlicher Menschen gesammelt. Später haben wir diese dann über Lautsprecherboxen im Haushalt der Teilnehmertiere abgespielt, eine Kamera hat die Reaktionen der Katzen festgehalten. Die Videodokumentation erlaubte uns genaue Notizen zu den Reaktionen der Tiere: Wie ist die Stellung der Ohren, was macht der Schwanz? Ihre Körpersprache verrät eine Menge darüber, wie sich eine Katze in einer bestimmten Situation gerade fühlt.

Ihre Studie ist noch nicht abgeschlossen. Welche weiteren Erkenntnisse wünschen Sie sich?

„Es geht um die Aufklärung ganz alltäglicher Fragen des Zusammenlebens mit Katzen: Etwa, ob eine Katze bloß einen kleinen Snack will, oder tatsächlich kurz vor dem sprichwörtlichen Hungertod steht. Auch interessiert uns, ob Katzen sich Sprachmuster eines Menschen einprägen und wiedererkennen. Darüber wissen wir bisher nichts. Grundsätzlich wünschen wir uns, dass Halter durch unsere Erkenntnisse vielleicht ein besseres Verständnis für die Eigenarten ihrer Katzen entwickeln können.“

Manche Katzenrassen sind kommunikativer als andere

In dem folgenden Video spricht die Katzen-Expertin Susanne Schötz über weitere Besonderheiten der Kommunikation zwischen Mensch zu Katze:

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Featured Image: David J. Laporte / Mad Kitty / CC BY 2.0

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