Antidepressiva für Katzen und Hunde: Ein Milliardengeschäft mit Zukunft

Antidepressiva für Katzen

Viele Haustiere werden vermenschlicht, haben zu wenig Platz oder müssen ohne Spielgefährten auskommen. Weil das zu allerlei Verhaltensauffälligkeiten führt, wollen Pharmaunternehmen nun Antidepressiva für Hunde und Katzen auch in Deutschland salonfähig machen. In den USA ist schon länger ein entsprechendes Mittel auf dem Markt – mit dem gleichen Wirkstoff, wie er Menschen bei Depressionen verabreicht wird.

Fluoxetin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament gegen Depressionen. Neben seiner antidepressiven Wirkung ruft das Mittel bei vielen Menschen zusätzlich auch starke Nebenwirkungen hervor. Herzrhythmusstörungen, Schweißausbrüche, ständige Müdigkeit und Appetitlosigkeit gehören dazu.

Soll das Mittel eines Tages nicht mehr genommen werden, muss es sehr langsam ausgeschlichen werden, da es andernfalls zu Entzugserscheinungen kommen kann.

 

Antidepressiva für Katzen und Hunde mit Fleischgeschmack

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Foto: Gregori Lukas /facebook

Unter dem Handelsnamen „Reconcile“ (dt. „Ausgleich“) hat jetzt das weltweit größte Pharmaunternehmen Eli Lilly and Company ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Fluoxetin auf den Markt gebracht – damit es von Hunden und Katzen besser angenommen wird, sogar mit zusätzlichem Fleischgeschmack.

Schwere Depressionen führen bei Katzen zu unerwünschtem Verhalten wie Unsauberkeit und Aggressivität. Gerade erstere stellt oft eine hohe Belastung für das Zusammenleben dar und ist nur sehr schwer in den Griff zu bekommen.

Tests konnten zeigen, dass die Gabe von Antidepressiva tatsächlich eine Verbesserung bringt. Doch darf man sein Tier deshalb auf Medikamente setzen, die starke Nebenwirkungen mit sich bringen können?

 

Schon heute sind Antidepressiva für Haustiere ein Milliardengeschäft

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Offensichtlich haben viele Tierhalter damit kein Problem. Das britische Wirtschaftsmagazin The Economist schätzt, dass allein in den USA der Vertrieb von Psychopharmaka für Hunde und Katzen bald einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar erwirtschaften wird.

Die Herstellung und Vermarktung ist für die Pharmafirmen somit ein riesiges Geschäft – mit guten Prognosen für ein weiteres Wachstum in der Zukunft.

Verhaltensforscher kritisieren die Gabe von Psychopharmaka an Haustiere mitunter stark. Sie sind der Auffassung, dass damit die Konsequenzen schlechter Haltungsbedingungen wie Platzmangel, zu wenig Auslauf oder fehlende Kontakte zu Artgenossen unter den Tisch gekehrt werden sollen. Die Tiere würden einfach mit Hilfe chemischer Stimulanzien an nicht artgerechte Haltungsbedingungen angepasst werden.

Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium hat sich schon zu dem Thema Antidepressiva für Katzen und Hunde geäußert. Es sagt:

 

„Ein dauerhafter und routinemäßiger Einsatz von Psychopharmaka – etwa Beruhigungsmittel – zur Kompensation ungeeigneter Haltungsbedingungen verstößt nach Auffassung der Bundesregierung gegen die Vorgaben des Tierschutzgesetzes.“

 

Könnten pflanzliche Mittel eine Alternative sein?

Pflanzliche Antidepressiva, wie etwa Johanniskraut und Baldrian, werden bisher erstaunlich selten als mögliche Alternativen diskutiert. Dabei versprechen die Mittel durchaus gute Erfolge und sind bereits an Zootieren erprobt. Im Nürnberger Zoo bekommt beispielsweise Gorilla Fritz schon einige Tage vor Silvester zur Beruhigung einen Tee aus Melisse und Baldrian, weil er große Angst vor der Knallerei hat.

Antidepressiva für Katzen und Hunde bleiben ein heikles Thema, das Cat-News auch in Zukunft verfolgen wird.

 

Weiterlesen: Anzeichen für Depressionen bei Katzen

 

Via: Deutschlandfunk Nova

Featured Image: brownpau / flickr.com / CC-BY

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